Cappuccino und Gipfeli für 10 Euro: Zürcher Banker schwärmen von John Baker

Es ist wohl kaum zu übersehen: Neben den Banktürmen und der imposanten Nashorn-Skulptur am ZKB-Hauptsitz hat sich an der Bahnhofstraße 9 ein neuer Stern am Zürcher Himmel der Frühstückskultur etabliert. Seit Anfang des Jahres 2022 ist hier, direkt an der Tram-Haltestelle Kantonalbank, eine der mittlerweile fünf Zürcher Filialen von John Baker zu finden.

Was wie ein unscheinbarer Stopp im Trubel des Finanzzentrums wirkt, hat sich bereits als echter Geheimtipp für Zürcher Banker und Insider entpuppt. Sogar der Blog Inside Paradeplatz schwärmt von dieser Café-Bäckerei-Kombination, die es mit minimalistischem Charme und hervorragender Qualität direkt in die Herzen ihrer Gäste geschafft hat.

Betritt man das John Baker-Café an der Bahnhofstraße, so stellt sich die Frage: Ist das nun ein Café oder doch eher eine stylische Bäckerei? Die Sitzmöglichkeiten sind spartanisch. Drinnen gibt es kaum bequeme Plätze – Betonklötze ersetzen traditionelle Sitzmöbel und laden nicht gerade zum Verweilen ein. Auf den grauen Flächen liegen lose NZZ-Ausgaben, über die man fast stolpert, während draußen bei schönem Wetter einige Zweiertische zur Verfügung stehen. Dennoch ist das Konzept von John Baker klar auf das Wesentliche reduziert: den Genuss.

Was das Lokal an Komfort vermissen lässt, macht es bei Geschmack und Qualität wieder wett. Die Gipfeli haben sich einen Ruf weit über die Bahnhofstraße hinaus erarbeitet und gehören unbestritten zu den besten der Stadt. Außen knusprig, innen zart und butterweich – ein Biss, und man versteht, warum Banker hier auch in aller Früh anstehen. Ein perfektes Gipfeli für den Zürcher Alltag, das mit einem "Kapuziner" (Schweizer Version des Cappuccinos) zur besten morgendlichen Stärkung wird.

Auch preislich bleibt John Baker im Rahmen des Zürcher Luxussegments: ein Cappuccino für 5,80 Franken, dazu ein Gipfeli für 3 Franken – knapp 9 Franken (9,51 Euro) für das "Power-Frühstück".

Das ist der Preis für Qualität und die perfekte Lage an der wohl prestigeträchtigsten Straße der Schweiz. Dank einer wohlwollenden Regelung der ZKB und Unterstützung durch den Kanton Zürich konnte John Baker hier eine Filiale eröffnen, was der Zürcher Finanzwelt zumindest optisch etwas frischen Wind verleiht.

Der morgendliche Andrang hat jedoch seinen Preis: Die Schlange vor der Theke ist oft lang, und die Zubereitung des Kaffees dauert mitunter bis zu fünf Minuten pro Tasse. Woran das liegt? Man weiß es nicht so genau – ein Rätsel, das wohl nur die Baristas von John Baker lösen könnten. Doch trotz des gelegentlichen Wartens bleibt der Andrang groß. Wer es in die Top Ten der besten Kaffeeläden von Inside Paradeplatz schafft, kann sich auf treue Kunden verlassen.

John Baker an der Bahnhofstraße ist mehr als nur eine Bäckerei oder ein Café. Es ist ein Stück Schweizer Handwerkskunst, das mitten im hektischen Finanzdistrikt eine kleine Oase des Genusses bietet. So kann Zürich stolz auf einen neuen "Gipfeli-König" sein, der den anspruchsvollen Gaumen der Banker ebenso erfreut wie das Image der ZKB aufwertet.

Zehn Jahre nach der Eröffnung hat sich das Unternehmen zu einem kleinen Bäckerei-Imperium entwickelt. In zwölf Läden in Zürich gibt es mittlerweile die begehrten Backwaren, die durch Fusionen und den Kauf von Filialen des traditionsreichen Unternehmens Kleiner weiter expandiert haben. So sind die Standorte am Central, in Wipkingen, Goldbrunnenplatz und Altstetten heute Teil von John Baker und tragen stolz das Label "Jung seit 1976 – inspiriert von John Baker".

Mit einem Mindestlohn von 4.300 Franken (4.544,73 Euro) liegt das Gehalt der Mitarbeitenden bei John Baker gut 500 Franken über dem Branchenschnitt – ein Zeichen für die Wertschätzung, die Jens Jung für seine Angestellten hegt.

Die Preise für die Backwaren spiegeln die hohen Standards wider: Das kleine Ruchbrot, ein 400-Gramm-Brot und Bestseller, kostet 5 Franken. Ein kleines Früchtebrot schlägt mit 9,50 Franken zu Buche. Viele Kunden sind jedoch bereit, für die hohe Qualität zu zahlen – Online-Rezensionen überschlagen sich mit Lob und bezeichnen es unter anderem als "das beste Brot, das ich je gegessen habe".

Mehr zum Thema ‒ Zürich platzt aus den Nähten – durch Zuwanderung vor allem aus der Ukraine

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