Der Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Günther Felßner, steht für das Amt des Bundeslandwirtschaftsministers nicht mehr zur Verfügung. Wie er am Dienstagnachmittag in der BBV-Zentrale in München vor Journalisten in einer persönlichen Mitteilung erklärte, sei er nicht bereit, die Gefährdung seiner Familie hinzunehmen. Zuvor hatten auf dem Hof von Felßner in Günthersbühl im Landkreis Nürnberger Land militante "Tierrechtsaktivisten" das Privatgelände aufgesucht und auf einem Dach Bengalos entzündet, während der Politiker im Auftrag der CSU bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin weilte. Die "NGO" Campact startete zudem eine Petition, um zu verhindern, dass der "Cheflobbyist des Bayerischen Bauernverbands" einen Ministerposten bekommt.
Immerhin, die 20-Uhr-Ausgabe der ARD-Tagesschau berichtete im Rahmen einer Kurzmeldung über den Vorfall. So heißt es in dem Artikel zu dem Ereignis:
"Bayerns Bauernpräsident Günther Felßner zieht sich aus dem Rennen um das Amt des Bundesagrarministers zurück. Das teilte der Wunschkandidat von CSU-Chef Markus Söder überraschend in einer persönlichen Erklärung in München mit. Zuvor hatte es Proteste von Umwelt- und Tierschützern gegen Felßners mögliche Kür gegeben, die am Montag in einer Aktion auf Felßners Hof mündeten."
Bei den "Umwelt- und Tierschützern" handelt es sich um militante Aktivisten der Gruppierung "Animal Rebellion".
Felßner erklärte in München vor der Presse:
"Ich bin nicht bereit, die Sicherheit meiner Familie aufs Spiel zu setzen, oder den Hof und seine Tiere durch Einbrüche zu gefährden. Nach den Vorfällen der letzten Tage habe ich daher entschieden, dass ich unter diesen Umständen nicht länger für das Amt des Bundeslandwirtschaftsministers zur Verfügung stehen werde."
"Aktivist*innen verhindern CSU-Landwirtschaftsminister" #OerrBlog pic.twitter.com/hvZDg2C5U6
— ÖRR Blog. (@OERRBlog) March 26, 2025
Der CSU-Politiker war zum Zeitpunkt der Störaktion – unter anderem wurde auf dem Gelände und einem Dach Bengalo-Pyrotechnik gezündet – in Berlin, dies als Teilnehmer einer Arbeitsgruppe der Sondierungsgespräche. Seine Frau und ein Mitarbeiter hätten während des Vorfalls "Angst um Leib und Leben" gehabt. Der Rauch sei sogar bis in den Stall gelangt, in dem sich seine Frau befunden habe. Auf dem Transparent, das die Aktivisten vom Dach des Stalls spannten, stand die Parole: "Kein Tierausbeuter als Agrarminister".
"Das macht etwas mit einem, wenn das Zuhause von deiner Frau, deinen drei Kindern und deinem Vater nicht mehr sicher ist", erklärte Felßner dazu am Dienstagnachmittag. Er habe von der Aktion erfahren, als er am Morgen in Berlin aus dem Zug gestiegen sei. Seine Frau sei völlig verängstigt gewesen. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken bestätigte den Vorfall auf Felßners Hof. Die alarmierte Polizei habe am Montagvormittag zwölf Verdächtige vor Ort angetroffen. Die Behörde prüfe nun laut Bayerischem Rundfunk, "ob sich die zwölf Teilnehmer von "Animal Rebellion" strafbar gemacht haben.
Die "NGO" Campact, die getarnt über ihre gegründete, "gemeinnützige GmbH HateAid", im Jahr 2024 allein Steuergelder in Höhe von 700.000 aus dem "Demokratie-leben-Programm" des bis dato grün geführten Familienministeriums erhielt, startete parallel eine Petition gegen den CSU-Kandidaten auf den Ministerposten. Diese konnte mit bekanntem Mobilisierungspotenzial innerhalb kürzester Zeit über 415.000 Unterzeichner verbuchen. In einer Mitteilung zum Rückzug Felßners heißt es seitens der "NGO":
"Es ist gut, dass Günther Felßner nicht Agrarminister wird. Der Cheflobbyist des Deutschen Bauernverbandes ist nicht nur verurteilter Umweltsünder, sondern verbreitet auch Desinformation und ist stark verfilzt mit der Agrarlobby."
In der Mitteilung distanzierte sich "Campact" von der Aktion der "Animal Rebellion"-Aktivisten, da einerseits "Protest gegen Lobbyismus und Klientelpolitik gerechtfertigt ist", demgegenüber "mit dem Eindringen in die Privatsphäre von Felßner Grenzen eindeutig überschritten wurden."
"Dies ist nicht etwa Meinungsaustausch. Das ist ein kriminelles Verhalten", so CSU-Chef Markus Söder in seiner Reaktion auf den Rückzug seines Kandidaten. Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) nannte die Anfeindungen eine "ernstzunehmenden Bedrohung der Demokratie". Christina Stumpp. MdB und stellvertretende Generalsekretärin der CDU kommentierte via X-Posting:
"Beim Protest gegen Habeck gab es einen riesigen öffentlichen Aufschrei. Hier dagegen bleibt es still – und zusätzlich führt Campact mit Staatsgeldern eine Kampagne gegen einen Experten, nur weil er ihre Minderheitenmeinung nicht teilt. Das ist nicht hinnehmbar."
Norwich Rüße, Grünen-Politiker im Landtag von Nordrhein-Westfalen und Sprecher für Landwirtschaft, Naturschutz, Umweltschutz, Tierschutz und Verbraucherschutz, kommentierte via X-Posting zu der Aktion der Aktivisten:
"Man kann gegen Günther Felßner als möglichen Bundeslandwirtschaftsminister sein. Was allerdings gar nicht geht, ist die komplette Missachtung der Privatsphäre der Familie. So geht man in einer demokratischen Gesellschaft nicht miteinander um!"
Man kann gegen Günther Felßner als möglichen Bundeslandwirtschaftsminister sein. Was allerdings gar nicht geht, ist die komplette Missachtung der Privatsphäre der Familie.So geht man in einer demokratischen Gesellschaft nicht miteinander um!https://t.co/57T2Gi08Am
— Norwich Rüße (@norwichruesse) March 25, 2025
Für Felßner, der seit 2022 Präsident des Bayerischen Bauernverbands und seit 2023 auch Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands ist, muss nun zeitnah Ersatz gefunden werden. Die CSU will laut ZDF-Informationen das Agrarressort nach wie vor mit einem eigenen Kandidaten besetzen. Kandidaten oder Namen wollte Markus Söder am gestrigen Tag noch nicht nennen.
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