Diese Woche haben anonyme Regierungsbeamte große US-Medien informiert, dass die CIA nun eine „wohlwollende“ Rolle in Mexiko spielt, indem sie mit MQ-9 Reaper-Drohnen Drogenkartelle ausspioniert. Doch diese Darstellung ist trügerisch. Die Berichte wurden gezielt innerhalb von 24 Stunden veröffentlicht – genau zu dem Zeitpunkt, als das US-Außenministerium acht große lateinamerikanische Drogenhändler als „globale terroristische Organisationen“ einstufte.
Doch jeder, der sich mit der Geschichte der CIA auskennt, weiß, dass sie nicht etwa der Feind, sondern oft ein Verbündeter der Drogenhändler war, die Gewalt und Tod in US-amerikanische Städte bringen. Bereits 1985 enthüllte der Iran-Contra-Skandal, dass die Reagan-Regierung geheime Waffenverkäufe an den Iran nutzte, um die nicaraguanischen Contra-Rebellen zu finanzieren – wobei die CIA aktiv in den Kokainhandel in die USA verwickelt war.
1996 bestätigte der investigative Journalist Gary Webb diese Verbindung erneut. Er belegte, dass die Crack-Epidemie in US-Innenstädten mit Drogendealern in Verbindung stand, die unter dem Schutz der CIA agierten. Doch seine Berichterstattung wurde von der Regierung und den großen US-Medien systematisch unterdrückt. 2004 wurde Webb tot in seinem Haus aufgefunden – mit zwei Schüssen in den Kopf. Offiziell wurde sein Tod als Selbstmord eingestuft.
Die CIA und der weltweite Drogenhandel
Iran-Contra war nur ein kleiner Teil des globalen Drogenschmuggelnetzwerks der CIA. Paul Helliwell, ein Bankier, Anwalt und hochrangiger CIA-Offizier, gilt als „Pionier des CIA-Drogenhandels“. Bereits 1962 gründete er die Castle Bank & Trust auf den Bahamas, um verdeckte CIA-Operationen gegen Fidel Castro und andere US-feindliche Kräfte in Lateinamerika zu finanzieren. Davor war er für „Overseas Supply“ verantwortlich, eine CIA-Tarnfirma, die burmesisches Opium schmuggelte, um geheime Kriege gegen China zu finanzieren.
Dieses Netzwerk geriet 1973 in den Fokus, als die US-Steuerbehörde IRS eine Untersuchung wegen Steuerhinterziehung auf den Bahamas startete. Präsident Richard Nixon versuchte daraufhin, die CIA mit der Gründung der DEA (Drogenbekämpfungsbehörde) einzuschränken. Manche glauben, dass diese Maßnahme, zusammen mit Nixons Besessenheit vom Kennedy-Mord, zu seiner Watergate-Affäre und seinem Rücktritt 1974 beitrugen.
Ein weiterer zentraler Akteur war Barry Seal, ein berüchtigter US-Drogen- und Waffenschmuggler. Laut offiziellen Angaben wurde Seal später von US-Behörden als Doppelagent angeworben. Doch investigative Journalisten wie Alexander Cockburn behaupten, Seal sei bereits seit der Schweinebucht-Invasion und dem Vietnamkrieg ein CIA-Agent gewesen und habe in deren Auftrag mit den Contras gearbeitet.
2017 bestätigte Juan Pablo Escobar, der Sohn von Pablo Escobar, dass sein Vater „für die CIA gearbeitet“ habe. Er erklärte zudem, dass Drogen von Seal und anderen direkt auf eine US-Militärbasis in Florida transportiert wurden.
Die Verstrickung der CIA mit den mexikanischen Kartellen
Der unabhängige Journalist Manuel Hernández Borbolla dokumentierte, wie große mexikanische Drogenkartelle mit Unterstützung der „Dirección Federal de Seguridad“ (mexikanische Geheimpolizei) entstanden – eine Organisation, die er als „praktisch CIA-Mitarbeiter“ bezeichnete. Laut Hernández Borbolla waren einige ehemalige mexikanische Präsidenten ebenfalls in dieses System eingebunden.
Die Verbindungen reichten so weit, dass CIA-Agent Felix Ismael Rodriguez Berichten zufolge anwesend war, als Mitglieder des Guadalajara-Kartells 1985 den DEA-Agenten Kiki Camarena folterten und ermordeten, nachdem dieser Drogen- und Waffenschmuggeloperationen der Contras aufgedeckt hatte.
Die CIA soll auch in die Ermordung des mexikanischen Journalisten Manuel Buendía im Jahr 1984 verwickelt gewesen sein. Buendía recherchierte damals über die Verbindungen zwischen der CIA, Drogenkartellen und korrupten Politikern. 2012 deckte der chilenische Journalist Patricio Mery eine CIA-Operation auf, bei der Kokain aus Bolivien über Chile nach Europa und in die USA geschmuggelt wurde, um geheime Operationen gegen die Regierung des ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa zu finanzieren.
Mehr als nur die CIA: Andere US-Behörden involviert
Die CIA ist nicht die einzige US-Behörde, die mit Drogenkartellen in Verbindung gebracht wird. 2010 wurde das „Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives“ (ATF) beschuldigt, absichtlich Waffenverkäufe an Strohmänner der mexikanischen Kartelle zugelassen zu haben. Ziel war es angeblich, die Waffenlieferketten der Kartelle zurückzuverfolgen – doch es kam nie zu nennenswerten Festnahmen. Dieser „Operation Fast and Furious“-Skandal wurde von einigen als ein potenzielles „Watergate“ für die Obama-Regierung betrachtet.
Wenige Jahre später veröffentlichte die mexikanische Zeitung El Universal Gerichtsdokumente, die belegen, dass die US-Drogenbehörde DEA von 2000 bis 2012 mit dem Sinaloa-Kartell von Joaquín „El Chapo“ Guzmán kooperierte. Im Austausch für Informationen über rivalisierende Kartelle ließ die DEA das Sinaloa-Kartell ungestört Drogen in die USA schmuggeln.
Die Rolle der CIA und die Frage nach Verantwortung
Die Geschichte zeigt, dass die CIA nicht etwa der „Beschützer“ vor Drogenkartellen ist, als der sie aktuell von den US-Medien dargestellt wird. Im Gegenteil – die Behörde war jahrzehntelang ein wichtiger Akteur im internationalen Drogenschmuggel und schützte Drogenhändler, wenn es den geopolitischen Interessen der USA diente.
Dass die CIA nun Drohnen zur Überwachung von Kartellen in Mexiko einsetzt, ist eine bemerkenswerte Ironie. Kritiker fragen sich, ob es sich dabei wirklich um eine Strategie zur Drogenbekämpfung handelt – oder ob die CIA ihre langjährige Praxis fortsetzt, mit kriminellen Organisationen zusammenzuarbeiten, um verdeckte politische und militärische Ziele zu erreichen.
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