Was steckt hinter dem US Big-Data-Unternehmen Palantir?

Palantir ging vor geraumer Zeit in den USA an die Börse und expandierte auch nach Deutschland.

Dieses US-Unternehmen hilft Behörden und Einrichtungen, große Datenmengen auszuwerten, unter anderem, um „Kriminalität“ zu bekämpfen. Die Verstrickungen des Unternehmens mit Geheimdiensten und eine mangelnde Transparenz beunruhigen jedoch die Kritiker massiv.

Geheimnisumwobene Unternehmenstätigkeiten 

Über den US-Unternehmer, Mitbegründer du Chef von Palantir, Alex Karp ist viel bekannt, allerdings lediglich was sein Privateben und seine Freizeitaktivitäten betrifft, wie auch rnd.de berichtet hatte.

Weniger bis keine Informationen kursieren darüber, womit sich Karp in seinem Tätigkeitsfeld beschäftigt. Kaum ein Tech-Unternehmen ist so geheimnisumwoben wie das von Karp mitbegründete Palantir. „Die Kernaufgabe unseres Unternehmens ist es, den Westen, besonders Amerika, zur stärksten Macht der Welt zu machen, um Frieden und Wohlstand zu sichern”, erklärte der CEO in einem Interview „ausgerechnet“ anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos. Um dieses Ziel auch zu erreichen, arbeitet das Unternehmen mit zahlreichen Sicherheitsbehörden in den USA und Europa zusammen. Zum Softwareangebot aus dem Palantir-Portfolio zählen Tools, mit denen sich Big Data „bezwingen“ lässt. Präventiv sollen, so heißt es,  vor allem Straftaten verhindert werden.

US-Börsengang just 2020

Am 30. September 2020 ging Palantir in den USA an die Börse. Der New York Stock Exchange (NYSE) hatte den Preis für die Aktie auf 7,25 Dollar und den Wert des Unternehmens damit auf 15,76 Milliarden Dollar festgelegt. Bei der letzten Finanzierungsrunde 2015 war Palantir noch mit 20 Milliarden Dollar bewertet worden. Der im Vorfeld veröffentlichte Börsenprospekt enthüllte, dass das Unternehmen das vorangegangene Jahr mit hohen Verlusten abgeschlossen hatte. 2019 beendete die Firma ihr Geschäftsjahr mit roten Zahlen in Höhe von 590 Millionen Dollar, 2018 betrug das Minus ebenfalls fast 600 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 740 Millionen Dollar.

Palantir war 2004 von Alex Karp, Paypal-Erfinder Peter Thiel, Joe Lonsdale, Stephen Cohen und Nathan Gettings gegründet worden. Finanzierungshilfe gewährte dabei die Investmentgesellschaft der CIA In-Q-Tel. Palantir konnte in den vergangenen Jahren ein stetiges Wachstum verzeichnen. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 2500 Mitarbeiter, ist an 25 internationalen Standorten vertreten und betreibt seinen Hauptfirmensitz nach einem Umzug aus dem Silicon Valley mittlerweile in Denver. Benannt wurde es nach einem allwissenden Elbenstein aus J. R. R. Tolkiens „Herr der Ringe”. Geheimdienste, Polizeibehörden und private Unternehmen stehen mittlerweile in Geschäftsbeziehung zu Palantir. Die CIA, die NSA und das FBI finden sich freilich auch auf der Kundenliste.

Zudem arbeitet Palantir mit rund 100 Unternehmenskunden zusammen. Einer der Großkunden ist etwa die Bank JP Morgen Chase. Auch Deutschland ist für das Unternehmen „ein Schlüsselmarkt”, wie Laura Rudas, Vizepräsidentin für Strategien bei Palantir und ehemalige österreichische SPÖ-Politikerin, gegenüber dem Handelsblatt betonte. Es arbeitet zum Beispiel die Polizei Hessen mit einer eigens zugeschnittenen Palantir-Software.

Software zur Pandemiebekämpfung war gratis

Während der Corona-Krise hatte Palantir seine Software Foundry den Regierungen und Gesundheitsämtern gratis zur Verfügung gestellt. Dabei handelte es sich um ein Datamining-Programm, das mittels Algorithmen und Statistik große Datenmengen verarbeitet, um so frühzeitig Trends und künftige Entwicklungen zu „analysieren“.

Die USA, Großbritannien und Griechenland hatten das Angebot angenommen. Die US-Behörde Centers für Disease Control und Prevention wird von den Datenanalysten seither dabei unterstützt, Informationen über Betten, Patienten, Beatmungsgeräte und medizinische Versorgung aufzubereiten.

Auch in Deutschland war der Einsatz von Foundry im Raum gestanden. Das hessische Innenministerium, das bereits mit Palantir in Geschäftsbeziehungen stand, hatte im April 2020 gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärt, die Software nutzen zu wollen, „um allgemein zugängliche Informationen wie die Verbreitung von Infektionen mit dem Corona-Virus, Bettenkapazitäten oder die Versorgung mit Schutzausstattung in einem umfassenden Lagebild darzustellen”.

Die Behörde machte dann jedoch einen Rückzieher, begründete ihre Entscheidung damit, dass dies angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens in Hessen angeblich nicht mehr erforderlich sei. Die Opposition hingegen sah hierzu andere Gründe, die gegen eine Kooperation mit Palantir standen.

„Besser wäre es gewesen, wenn auch der Innenminister eingesehen hätte, dass man mit einem Unternehmen aus dem Dunstkreis des amerikanischen Geheimdienstes CIA grundsätzlich nicht zusammenarbeiten kann”, ließ der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Günter Rudolph, damals verlauten.



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