Trump und Harris – Warum sie um die "McDonalds-Stimmen" kämpfen wie ums letzte Nugget

Von Rachel Marsden

Sicher haben sich die Zeiten geändert. Früher war es so, dass die Präsidentschaftskandidaten der USA wetteiferten, wer den besten Militärdienst geleistet hat. Jetzt geht es darum, wer besser Pommes serviert. Die "McDonalds-Stimme" hat unbestreitbar nie mehr gezählt als bei dieser Wahl.

Der ehemalige republikanische (und möglicherweise auch künftige) Präsident Donald Trump tauchte jüngst in einer McDonalds-Filiale in Feasterville, Pennsylvania, auf, band sich eine Schürze um und arbeitete am Straßenverkaufsfenster, wo er Pommes servierte. Er scherzte, dass er nach 15 Minuten länger bei McDonalds gearbeitet habe als seine demokratische Gegnerin, Vizepräsidentin Kamala Harris, die erzählt hatte, sie habe in ihrer Jugend in der weltbekannten Fastfood-Kette gearbeitet.

Daraufhin schwärmte eine ganze Online-Armee aus, um die Bewertungsseite Yelp im Sturm zu nehmen, gegen das Restaurant, das diesen Wahlkampfcoup beherbergte. "Die Atmosphäre war gruselig, mit einem verurteilten Verbrecher und gerichtlich festgestellten Vergewaltiger hinter dem Schalter. Yuk", schrieb einer der Kritiker unter Bezug auf Trumps juristische Schwierigkeiten. "Der Kundenservice war ein Witz. Ein seniler alter Mann schmierte Puder auf meine Fritten, trug keine Handschuhe. Wiederholte sich mehrmals", sagte ein anderer. "Normalerweise schätze ich eine Firma sehr, die geistig Behinderte beschäftigt, aber dieser wirkte mehr daneben als üblich", fügte noch ein anderer hinzu. Und so ging es Seite für Seite weiter, bis Yelp die Bewertungsmöglichkeit sperrte.

Es war Harris, die als Erste aus dem Restaurant ein Wahlkampfschlachtfeld machte. "Ich habe @McDonalds gearbeitet, als ich Studentin war, bei den Pommes und der Eiscreme. Da gab es keine Familie, deren Rechnungen ich bezahlen musste – aber für allzu viele Arbeiter ist das heute die Wirklichkeit. Ich bin stolz darauf, heute an der Seite von @SEIU zu stehen, für Löhne, von denen man leben kann, und für eine sichere Arbeitsumgebung", twitterte sie im Juni 2024, womit sie sich an die zwei Millionen Beschäftigten der Dienstleistungsgewerkschaft SEIU landesweit richtete.

McDonalds reagiert wie die Schweiz in einem Krieg – oder ein Mädchen, um das für den Abschlussball gekämpft wird. "McDonalds unterstützt keine Kandidaten für Wahlämter und das gilt auch für diesen Präsidentschaftswahlkampf. Wir sind nicht rot oder blau – wir sind golden", schrieb die Firma in einer Erklärung.

Was ist also das große Ding mit McDonalds? Es geht um mehr als Wirtschaftspolitik, in einer Wahl, in der sie das Spitzenthema ist. "Ich denke, ein Teil des Unterschieds zwischen mir und meinem Gegner ist unsere Perspektive auf die Bedürfnisse der Menschen in Amerika und worin unsere Verantwortung besteht, diesen Bedürfnissen nachzukommen", sagte Harris, als sie in einem MSNBC-Interview versuchte zu erklären, warum sie überhaupt McDonalds aufgebracht hatte. Aber das erklärt nicht, warum McDonalds so einen kulturellen Nerv trifft und warum das gerade jetzt der Fall ist.

Nordamerikaner aus der Generation X und älter haben eine sinnliche Beziehung zu McDonalds wegen der Nebenrollen, die es in so vielen zentralen Erinnerungen spielt. Die Geburtstagspartys in der Spielecke oder dem Partywaggon (US-Lokale hatten früher ausrangierte Eisenbahnwagons als Partyhäuschen). Bei Morgendämmerung, nach einer bei der Highschool-Abschlussfeier durchfeierten Nacht durch die Tür mit den goldenen Bögen gehen, an Freunden vorbei, die mit dem Kopf auf der Tischplatte auf dem Weg, ein paar Küchlein mit Sirup zu kaufen, eingedöst sind. Die Sportfeste in der Gemeinde, mit dem berühmten hellen McD's "Orangengetränk". Nach der Gymnastik im Drive-in aufschlagen, um Big Macs herunterzuschlingen und den hart arbeitenden Eltern eine bezahlbare Befreiung vom Kochen nach einem langen Tag zu bieten. Dates, die aus einer Fahrt durch das Drive-in zu einem Picknick im örtlichen Park bestanden. Die Minuten bis zum St. Patricks Day zählen, weil es dann die minzgrünen Kleeblattshakes gab. Sich auf eine erste Erfahrung mit einem Job bei gemeinsamer Arbeit mit Freunden aus der Nachbarschaft freuen.

Das waren die goldenen Jahre der goldenen Bögen, und jene Amerikas, die fast das Gleiche bedeuten – sowohl in ihrer früheren Größe als auch in ihrem wahrgenommenen Verfall. Wenn alles noch so großartig wäre, woher kommt dann die ganze Nostalgie für diese Zeit? Jetzt beschweren sich die Leute massenweise darüber, dass die Eiscrememaschinen kaputt sind. Die Preise sind explodiert, und selbst der Vorstandsvorsitzende gibt zu, dass die Gerichte auf der Speisekarte im Schnitt 40 Prozent mehr kosten als noch im Jahr 2019. Die Partywagons sind verschwunden. McDonalds versuchte, mit seinem Farbschema seriöser und nüchterner zu werden, wodurch es weniger einladend wirkt und mehr wie Judgy McJudgerson (ironische Bezeichnung für eine Person voller Vorurteile), Leuten gegenüber, die in einem nassen Badeanzug und mit Flip-Flops auf ein schnelles Eis hereinkommen, mit nur einem Handtuch um die Hüften nach dem Schwimmtraining (nicht, dass ich darüber etwas wüsste).

Und dann verstand es die Globalisierung falsch, gerade so wie Amerika selbst, und passte sein Menü an "regionale Geschmäcker" an, mit Zeug wie dem "Hüttenkäse und Rettich-Mc Muffin", dem aus Haferflocken gemachten "Burbur Ayam McD", und dem "Pizza McPuff". Das ist das kulinarische Äquivalent der US-Nationenbildung als Trick, um Invasionen in fremde Länder zu maskieren. Wie wäre es denn, das Getue zu lassen und einfach die Herzen und Hirne mit diesen fettigen Apfeltaschen zu erobern, die ich nirgends mehr finden kann – die mit der Füllung, die dir ein Loch ins Hemd brannte, wenn dir zufällig etwas davon rausfiel.

Selbst Robert F. Kennedy Jr., der jetzt, nach dem Ende seiner eigenen Kandidatur unter dem Motto "Macht Amerika wieder gesund", Teil von Trumps Team ist, nutzte Trumps Wahlkampfnummer, um über die guten alten Zeiten zu lamentieren. "Wussten Sie, dass McDonalds seine Pommes seit 1940 in Rindertalg gebraten hat, bis es in den 1990ern zugunsten von Samenölen (wie Sonnenblumen- und Maisöl) damit aufhörte? Dieser Umstieg passierte, weil man dachte, dass ungesättigte Tierfette ungesund seien, aber seitdem haben wir entdeckt, dass Samenöle einer der Gründe sind, die die Fettsuchtepidemie antreiben", twitterte er. "Amerikaner sollten jedes Recht haben, in einem Restaurant zu essen, ohne durch massiv subventionierte Samenöle unwissentlich vergiftet zu werden."

McDonalds fing an, sich in soziale Kontroversen einzumischen, und veröffentlichte Werbung mit Black Lives Matter nach der Kontroverse um George Floyd. Die Belohnung für diese Bemühungen bestand darin, dass die ACLU (American Civil Liberties Union, alte Bürgerrechtsorganisation) ihnen vorwarf, das Fehlen bezahlter Krankheitstage für "schwarze und braune Mitarbeiter" damit "wokezuwaschen". 2018 wies das für weltweite Diversität zuständige Vorstandsmitglied darauf hin, dass sie die Bögen des "M" auf den Kopf stellen würden, um mit einem "W" den Internationalen Frauentag zu feiern.

Seufz. Sind denn alle Eiscrememaschinen jetzt repariert? Kann ein arbeitender Elternteil seinen Kindern wieder etwas bei McD kaufen, ohne dafür eine weitere Hypothek auf sein Haus aufnehmen zu müssen? Irgendwo entlang dieser Strecke hat McDonalds die Orientierung verloren – so, wie der Rest der amerikanischen Institutionen.

Das war einmal ein Ort, an dem Jugendliche in ihrem ersten Job arbeiteten. Jetzt soll es anscheinend, weil die Regierung die Wirtschaft so gründlich zerstört hat, ein Ort sein, der ganze Familien ernährt, der jetzt Elternzeit und Studienunterstützung zahlt. Was soll das? Als ich in der Uni war, WAR ein Job bei McDonalds die Studienunterstützung.

Die "McDonalds-Stimme", die in diesen Wahlen eine Rolle spielt, besteht aus jenen, die erkannt haben, dass mit der amerikanischen Kultur etwas systematisch schiefläuft, dass sie von der fehlgeleiteten Politik des Establishments verdünnt und zerstört wird, und die sich der Verknüpfung mit dem wirtschaftlichen Elend des Landes bewusst sind. Eine Umfrage auf YouGov fand diesen Monat heraus, dass 65 Prozent der Amerikaner glauben, dass sich Amerika in die falsche Richtung bewegt.

Harris sagt, Amerika sei "immer noch die leuchtende Stadt auf dem Hügel, die Menschen in der ganzen Welt inspiriert". Trump wiederum sagte vor Kurzem, die USA seien "wie eine Mülltonne … jedes Mal, wenn ich herauskomme und darüber rede, was sie unserem Land angetan haben, werde ich wütender, und es ist das erste Mal, dass ich je 'Mülltonne' gesagt habe, aber es ist eine sehr genaue Beschreibung".

Nur einer von diesen beiden klingt so, als hätte er die Nase voll vom Status quo der kaputten Eismaschinen. Die andere steht da am Schalter, lächelt die Kunden an und beschimpft den Kerl, der auf die Probleme hinweist.

Rachel Marsden ist Journalistin und politische Expertin in internationaler Politik. Sie ist Produzentin und Moderatorin verschiedener TV- und Radioproduktionen. Ihre Website heißt rachelmarsden.com

Der englische Originalbeitrag wurde vom RT DE Team übersetzt.

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