"Politik der zwei Stühle": Sacharowa über Handschlag zwischen Macron und Lawrow

Der Wunsch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dem russischen Außenminister Sergei Lawrow beim G20-Gipfel die Hand zu schütteln, sei der Ausdruck einer "Politik auf zwei Stühlen", erklärte Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, in einer Sendung bei Radio Sputnik:

"Vielleicht ist es genau das, was viele mit Blick auf den heutigen Élysée-Palast als 'Politik der zwei Stühle' bezeichnen: Für den Fall, dass sich plötzlich etwas ändern könnte."

Macron hatte Lawrow beim G20-Gipfel die Hand geschüttelt. Bloomberg hebt hervor, dass Macron den Minister hierfür gezielt "aufgesucht" habe.

In einem Video vom Veranstaltungsort des Gipfels ist zu sehen, wie Macron die Bühne betritt, auf der die Gipfelteilnehmer für ein Gruppenfoto posieren. Man sieht, wie Macron, der zunächst auf der unteren Stufe des Podiums steht, auf die obere Stufe steigt, um Lawrow die Hand zu reichen. Macron lächelt dabei. Der russische Außenminister erwidert die Geste. Die beiden tauschen einige Worte aus.

Lawrow bezeichnete das Händeschütteln als normale Geste. Es sei nicht normal, dass "europäische Staats- und Regierungschefs den Vertretern Russlands auf Fluren oder am Rande von Veranstaltungen aus dem Weg gehen":

"Im Prinzip, wenn sich Menschen kennen, auch wenn es tiefe Meinungsverschiedenheiten zwischen ihren Ländern gibt, und sich an einem öffentlichen Ort treffen, ist es absolut normal, sich gegenseitig zu begrüßen."

Lawrow erinnerte auch an eine Begebenheit beim G20-Gipfel in Indien im vergangenen Jahr, als er den Sitzungssaal betrat und zwei afrikanische Staatschefs mit Charles Michel, dem Präsidenten des Europäischen Rates, an einem Tisch saßen:

"Ich kannte diese Präsidenten persönlich. Sie sahen mich, wir begrüßten uns, ich wandte mich höflich an Michel und reichte ihm die Hand. Er sprang erschrocken auf und wandte sich ab."

In dem Interview mit Radio Sputnik fügte Sacharowa jedoch hinzu, dass die Frage nach Macrons Beweggründen offen bleibe:

"Sergei Wiktorowitsch hat als echter Diplomat geantwortet, dass es normal ist, sich die Hand zu geben, wenn man sich kennt – das ist unsere Position. Aber Sie fragen mich ja nicht nach unserer Position, sondern warum Macron das tut."

Am Tag darauf sei ein Mann französischer Herkunft auf sie zugekommen und habe ihr die gleiche Frage gestellt:

"Wie ist das möglich? Warum tut der französische Präsident so etwas? Jeden Tag glänzt er mit Aussagen gegen Russland, beleidigt es, trifft abscheuliche Entscheidungen, unterstützt grausame Maßnahmen – und dann schüttelt er plötzlich die Hand?"

Mehr zum ThemaZügige Abschlusserklärung bei der G20, erneut keine Verurteilung Russlands

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