Polen steigert Reexport russischer Düngemittel in die Ukraine

Hohe Gaspreise und die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der in Polen hergestellten Düngemittel zwingen Warschau dazu, russische Stickstoffdünger in die Ukraine zu reexportieren. Dies erklärt ein mit der Situation vertrauter Branchenvertreter RIA Nowosti. Diese Informationen werden auch durch Daten des Statistischen Amtes der EU bestätigt.

"Darüber spricht man nicht gern: weder darüber, dass Polen weiterhin Dünger aus Russland kauft, noch darüber, dass die Ukraine de facto russischen Dünger erhält. Aber genau das ist die Realität."

Er erklärte, dass Polen gezwungen sei, russische Düngemittel in die Ukraine weiterzuverkaufen, und zwar "nur aufgrund der aktuellen Preissituation". Die Düngemittel des polnischen Herstellers Azoty seien bei den derzeitigen Gaspreisen nicht wettbewerbsfähig, da die Produktionskosten zu hoch seien.

Laut Daten des Europäischen Statistikamtes hat Polen im Juli 158.000 Tonnen Düngemittel im Wert von 55,7 Millionen Euro aus Russland bezogen – doppelt so viel wie im Juni und rund dreimal so viel wie im Vorjahr. Einen ähnlich hohen monatlichen Import gab es in den letzten Jahren nur einmal, im Dezember 2021, als 137.000 Tonnen im Wert von 60 Millionen Euro importiert wurden.

Polen hat auch seine Düngemittelexporte in die Ukraine im Hochsommer stark erhöht – um 28 Prozent auf 74.300 Tonnen, während der Wert in Euro um 35 Prozent auf 33 Millionen stieg. Beide Werte erreichten den höchsten Stand seit März dieses Jahres. Warschau belieferte Kiew vor allem mit Misch- (39.900 Tonnen) und Stickstoffdüngern, wobei die Ausfuhren Letzterer im Juli um 28 Prozent auf 28.200 Tonnen stiegen. Wie es heißt, war Russland der Hauptlieferant beider Düngemitteltypen für Polen. Die Lieferungen Ersterer stiegen um 36.500 Tonnen auf 60.900 Tonnen und die Letzterer um 25.000 Tonnen auf 61.300 Tonnen.

Aber nicht nur russische Firmen steigerten im Juli ihre Düngemittelverkäufe auf dem polnischen Markt erheblich. China vervierfachte seine Mischdüngerlieferungen auf 23.100 Tonnen, während Weißrussland seine Stickstoffdüngerlieferungen um das 1,7-Fache auf 44.400 Tonnen erhöhte. Außerdem betonte der Gesprächspartner von RIA Nowosti, dass sich der polnische Hersteller selbst in einer schwierigen finanziellen Situation befinde, die durch die hohen Gaspreise verursacht werde:

"Azoty kann Düngemittel nur solange produzieren, wie sie verkauft werden können, aber oft lassen die Preise für Gas und Endprodukte keinen Spielraum für Gewinne."

Anfang August meldete die Grupa Azoty erhebliche Verluste und war gezwungen, einen Teil ihrer Aktiva zu verkaufen. Die Zeitung Rzeczpospolita berichtete damals, dass die Gruppe aufgrund von Liquiditäts- und Investitionsproblemen den Verkauf der Düngemittelfirma Compo Expert in Betracht ziehen könnte, die vor einigen Jahren erworben wurde und einen Wert von etwa 226 Millionen Euro hat.

Laut Eurostat ist die Düngemittelproduktion in Polen im Jahr 2023 im Vergleich zu 2021 stark zurückgegangen: Die Produktion von Stickstoffdüngemitteln hat sich halbiert, die Produktion von Mischdüngemitteln ist um das 1,6-Fache zurückgegangen, und die Produktion von Kalidüngemitteln ist um 40 Prozent gesunken. In allen drei Kategorien erreichte die Produktion historische Tiefststände.

RIA Nowosti hatte zuvor berichtet, dass die Europäische Union im Juli die russischen Düngemittelimporte auf den höchsten Stand seit 20 Monaten gesteigert habe. Damit stieg der Anteil Russlands an den europäischen Düngemittelimporten erstmals seit März 2022 wieder auf über 30 Prozent. Größter Abnehmer war Polen.

Mehr zum ThemaEuropa gelangt aus Angst vor russischen Düngemitteln an den Haken der USA

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