Opfer und Täter, Press Freedom Awards, Neonfarbene Ablenkung

1. “Spiegel” verwechselt Opfer und Täter bei Fahrradunfall
(stefan-fries.com)
Stefan Fries kritisiert, dass viele Medien Unfälle zwischen Radfahrern und Autofahrern oft aus der Sicht des Autofahrers schildern und damit Opfer und Täter sprachlich vertauschen würden. Anhand eines aktuellen “Spiegel”-Artikels zeigt er, wie der Text den Autofahrer als Verursacher unsichtbar mache und stattdessen den Radfahrer als unfähig darstelle.

2. RSF würdigt mutige Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat zum 32. Mal ihre Press Freedom Awards verliehen: “Mit den RSF Press Freedom Awards werden seit mehr als drei Jahrzehnten Medienschaffende und Medien ausgezeichnet, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Verteidigung oder Förderung der Pressefreiheit in der ganzen Welt geleistet haben. Nominiert waren in diesem Jahr 18 Reporterinnen und Reporter, zwei Medienunternehmen und fünf Fotografinnen und Fotografen aus 22 Ländern, darunter Russland, Libanon, Vietnam, Peru und Ghana.”

3. “Journalism Value Report”: Studie zeigt den gesellschaftlichen Wert unabhängiger Medien und warnt von großer finanzieller Unsicherheit innerhalb des Sektors
(netzwerkrecherche.org)
Der “Journalism Value Report” (PDF) des Netzwerk Recherche unterstreiche “die Bedeutung unabhängiger, gemeinwohlorientierter Medien für den investigativen Journalismus und den Lokaljournalismus in Europa”, zeige aber auch die prekäre finanzielle Situation vieler unabhängiger Redaktionen. Insbesondere Lokalmedien hätten mit geringer Finanzierung und prekären Arbeitsbedingungen zu kämpfen, während investigative Medien besser gefördert würden. Die Studie empfiehlt Maßnahmen wie eine verstärkte Strukturförderung, Kompetenzaufbau in organisatorischen Bereichen und einen verstärkten Erfahrungsaustausch, um die Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit des Sektors zu fördern.

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4. Good bye, Greenpeace Magazin, hello atmo: Mut zum Print-Journalismus in schwierigen Zeiten
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Ulrike Bremm hat mit Frauke Ladleif gesprochen, Mitgründerin des neuen Umweltmagazins “atmo”, das von einem Team ehemaliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des eingestellten “Greenpeace Magazins” gegründet wurde. Ladleif erklärt, warum unabhängiger Umweltjournalismus in Zeiten von Desinformation und Lobbyismus wichtig sei, wie sie und ihr Team das Magazin ausschließlich über Abonnements finanzieren wollen, und welche Themen und Formate im Fokus stehen. Sie betont den Wert von konstruktivem Journalismus, klarer Einordnung und nachhaltiger Bezahlung der freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Grundlage für qualitativ hochwertige Berichterstattung.

5. Studienergebnisse: Worlds of Journalism
(verdi.de, Till Schmidt)
Der Länderreport “Journalist*innen in der Schweiz. Wer sie sind, wie sie arbeiten und was sie plagt” zeige, dass die Arbeitsbedingungen von Journalistinnen und Journalisten prekär, Frauen in Führungspositionen weiter unterrepräsentiert seien und der Berufsalltag zunehmend von Stress, Zeitdruck und Bedrohung geprägt sei. Schweizer Medienschaffende seien mehrheitlich männlich, politisch eher links eingestellt und würden oft für mehrere Formate arbeiten. Die Studie unterstreiche die Notwendigkeit von Verbesserungen in den Bereichen Diversität, Arbeitsbedingungen und Sicherheit.

6. Eine neonfarbene Ablenkung von der eigenen Schäbigkeit
(netzpolitik.org, Ben Bergleiter)
Ben Bergleiter kommentiert bei netzpolitik.org, wie der Musikstreamingdienst Spotify mit der Kampagne “Wrapped” die persönlichen Daten seiner Nutzerinnen und Nutzer in ein glamouröses Marketingevent verpacke und damit erfolgreich von problematischen Geschäftspraktiken wie der Ausbeutung von Künstlerinnen und Künstlern sowie aggressivem Datentracking ablenke. Bergleiter kritisiert, dass die Nutzerinnen und Nutzer durch ihre spielerische Selbstdarstellung in den Sozialen Medien unbewusst kostenlose Werbung für Spotify machen würden. Die Kampagne schaffe ein scheinbar individuelles Hörerlebnis, das jedoch von algorithmischen Einschränkungen und Kommerzialisierung geprägt sei.

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