Nahost-Berichterstattung: Anatomie eines Systemversagens

Nach einem Jahr Krieg liegen große Teile des Nahen Osten in Trümmern. Und mit ihnen die Glaubwürdigkeit des deutschen Journalismus. Anatomie eines journalistischen Versagens irgendwo zwischen Ignoranz, Orientalismus und Staatsräson.

Wer wissen will, in welchem Zustand sich deutsche Nahost-Berichterstattung nach dem 7. Oktober 2023 befindet, musste nur am 7. Oktober 2024 die Abendnachrichten einschalten. In einem langen Beitrag widmete sich die Tagesschau den Opfern des Hamas-Angriffs vor einem Jahr. Es ist ein empathischer, schmerzhafter Beitrag. Der Zuschauer sieht die Gesichter hinter den Zahl von 1.200 Toten und 251 Verschleppten, erfährt die die Namen und Geschichten hinter dem – so die Sprecherin – „schlimmsten Massaker an Juden seit dem Holocaust“.

Auch der Krieg, mit dem Israel seitdem die Region überzieht, ist Thema der Sendung. Israel werde „von mehreren Seiten angegriffen und wehrt sich mit militärischer Härte gegen seine Feinde“, lautet diesmal die Zusammenfassung. In einer Chronik erfahren die Zuschauerinnen vom Kampf Israels gegen Hamas und Hisbollah, der auch Zivilisten das Leben gekostet habe. Bilder der Toten, ihrer Hinterbliebenen oder der Millionen Vertriebenen gibt diesmal nicht zu sehen. Die einzigen Palästinenser, die das Publikum

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