Hat der Wertewesten Angst vor dem Frieden?

Nach dem Kriegsverlauf in der Ukraine zu urteilen wäre es jetzt hoch an der Zeit Frieden zu schließen! Die Ukraine ist trotz der westlichen Unterstützung geschlagen. Bei Fortsetzung des Krieges ist eine Kapitulation der Ukraine unvermeidlich, verbunden mit weiteren Gebietsverlusten.

Von FRANZ FERDINAND | Der Wertewesten hält jedoch an dem aberwitzigen Paradigma fest, Russland eine Niederlage zu bereiten. Übersehen wird auch, dass sich mit jedem Kriegstag die Achse Russland-China und auch Iran verstärkt, wie gerade wieder der Staatsbesuch Putins bei Xi Jinping gezeigt hat. Gegen diese drei Länder kann der Wertewesten einfach nicht gewinnen. Dieser westlichen Hybris werden noch Hunderttausende Ukraine und auch Russen zum Opfer fallen.

Die von den Schweizer Behörden geplante „Friedenskonferenz“ auf dem Bürgenstock am 15. und 16. Juni ist eine Farce. Kommen werden nur Satrappen und Lakaien des Westens, die hinter der absurden Friedensformel von Selenskyi stehen. Russland als Akteur ist nicht eingeladen und China als sein größte Unterstützer wird erst gar nicht teilnehmen. Brasilien und Südafrika haben gerade auch abgesagt! Dieses Theater erinnert an die Friedensverhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg in den Pariser Außenbezirken, wo von der Entente den Achsenmächten „Frieden“ oktroyiert wurde. Der Unterschied ist bloß der, dass der in diesem Krieg unterlegene Westen dem voraussichtlichen Sieger Frieden oktroyieren möchte. Dies zeigt einmal mehr eine schon peinliche Realitätsverweigerung des Westens! Na ja, Hochmut kommt vor dem Fall!

Diese Art von „Friedensbemühungen“ richten sich offensichtlich nur an die Bevölkerung vor allem der EU, um für weitere Unterstützung für diesen sinnlosen Krieg zu werben. Der Krieg darf nicht enden, denn das Ende wäre für den Wertewesten schon jetzt schrecklich. Ein Friede ohne Niederlage Russlands wäre eine Niederlage des Wertewestens und damit das endgültige Ende seiner eingebildeten globalen Dominanz. Das Konzept der Multipolarität hätte sich auf dem Schlachtfeld gegen die Unipolarität durchgesetzt.

Doch was ist so schlimm an einer multipolaren Weltordnung?

Der Westen würde alle Vorteile einbüßen, die er jetzt noch hat. Ein wesentlicher Vorteil beispielsweise der USA in der derzeitigen Weltordnung ist die Dominanz des Dollars. Es ist ein erklärtes Ziel Russlands und Chinas die Dollardominanz ein für alle Mal zu beenden. Durch die Dollardominanz war es den USA möglich ein summarisches Außenhandelsdefizit von etwa 30 Billionen (Dreißigtausend Milliarden) Dollar anzuhäufen, weil die wachsende Weltwirtschaft ständig mehr Dollars brauchte. Man könnte auch sagen, dass die Weltgemeinschaft die Rüstung und die Kriege der USA in der Vergangenheit finanziert hatte. Der Dollar soll also durch eine andere (oder mehrere) goldbasierenden Währungen ersetzt werden, die nicht einfach inflationiert werden können.

Über die Auswirkungen von goldbasierenden Handelswährungen könnte man jetzt Bücher schreiben. Überlegt sei, was dies beispielsweise für die EU bedeuten würde:

Sobald eine oder mehrere wertstabile Goldwährungen eingeführt sind, wird der Handel, der in alten Fiat-Geld abgewickelt wird, nach und nach verschwinden. Für den Euro in seiner heutigen Form wird man außerhalb der EU nichts mehr bekommen. Die Handelsbilanz der miteinander Handel treibenden Nationen muss zwingend ausgeglichen sein. Es kann dauerhaft weder einen Überschuss noch ein Defizit geben, da Gold nicht vermehrt werden kann. Auch ein Abwertungswettlauf zur Erringung einseitiger Vorteile wäre unmöglich. Dieses Konzept war der Grundgedanke des Bretton Wood-Systems, das 1944 von den Siegermächten vereinbart wurde. 35 Dollar waren damals das Äquivalent für eine Feinunze Gold. Da die USA den Dollar trotzdem inflationierte, musste dieses System 1971 aufgegeben werden. Derzeit liegt die Feinunze bei 2400 Dollar.

Die Lösung für die EU wäre deshalb ebenfalls eine eigene goldbasierende Währung einzuführen, um mit dem Rest der Welt Handel zu treiben. Alternativ könnte man natürlich andere Goldwährungen nutzen. Der Leser stelle sich aber die Blamage für die EU vor, wenn die EU plötzlich ihren Handel in Goldrubel, oder Goldyuan abwickeln müsste! Schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb würde an einem eigenen Gold-Euro kein Weg vorbei führen! Doch wie soll eine derartige Währung konstruiert sein? Klar ist, dass eine derartige Währung nicht ident sein kann, mit dem Knopfgeld, dass wir alle derzeit in der Tasche haben. Dieser alte Euro würde nach wie vor weiter inflationieren, da die EU-Staaten niemals ausgeglichene Budgetdefizite zustande bringen werden. Als Handelswährung innerhalb der EU wäre er weiter geeignet, oder besser genauso ungeeignet wie er schon immer war (siehe z.B. das Problem mit den TARGET2 Salden (https://www.zeit.de/wirtschaft/2012-10/target-falle-sinn/seite-2)). Es müsste also ein neuer „Gold-Euro“ geschaffen werden, der mit dem alten Euro koexistiert. Der alte Euro könnte zwar in den neuen Euro getauscht werden, aber zu einem ständig steigenden Kurs. Der Kurs des „Gold-Euros“ würde genauso steigen, wie derzeit der Goldpreis steigt. Man kann sich gut vorstellen, dass die EU Jahre dafür benötigen würde, so einen Gold-Euro einzuführen, da es die vielen divergierenden Interessen auszugleichen gilt.

Viel wahrscheinlicher ist es daher, dass zumindest vorübergehend nationale Goldwährungen geschaffen werden, also wieder eine Goldmark oder ein Goldschilling. Fraglich aber ist, ob die EU nicht an diesen nationalen Goldwährungen zerbricht?

Auch innenpolitisch bringt eine parallele Goldwährung gewaltigen Sprengstoff mit sich. Durch das ständige Auseinanderklaffen der Goldwährung mit der alten Fiat-Währung würde sich der Inflationsbegriff neu definieren. Jeder würde den Schwindel mit dem Konsumentenpreisindex sofort bemerken!



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