Der Fall Chnopfloch – Sonnenfinsternis widerlegt Globus? (Video)

Eine Bewegung glaubt an die Erde als Scheibe. Die Sonnenfinsternis am 8. April über den USA brachte die Flat Earthers in Erklärungsnot – und eine Reihe ausgesprochen skurriler Erklärungsversuche zum Vorschein, die unter anderem der bekannte Schweizer Flacherdler „Chnopfloch“ auf seinem YouTub-Kanal verbreitete. Schauen wir mal, was wirklich dran ist, an seinen Behauptungen?  Von Frank Schwede

Die Flat-Earther-Bewegung, also Flach-Erder“, glaubt, dass die Erde eine Scheibe ist. Eine Sonnenfinsternis, wie sie im April über den USA zu bestaunen war, ist mit einer Erde als Scheibe nicht möglich – doch davon lassen sich die Anhänger der Bewegung nicht beirren.

In einem Video auf YouTube versucht der Schweizer Flacherdler „Chnopfloch“ eine angebliche Verschwörung der Wissenschaft, vor allem der US Weltraumbehörde NASA aufzudecken. Das Video hat mehr als 5000 Likes. Es scheint also eine Menge Zuschauer zu überzeugen.

„Chnopfloch“ ist nicht der einzige, der glaubt, dass eine Sonnenfinsternis im heliozentrischen Modell nicht möglich ist, weil etwa der Durchmesser des Kernschattens stets kleiner ist als der Monddurchmesser.

Wenn die Lichtquelle, in diesem Fall also die Sonne, größer ist, kann der Kernschatten sehr wohl kleiner sein. Und auch der Totalitätspfad auf der Erde läuft nicht in eine falsche Richtung, wie er behauptet.

Die Flat-Earther glauben,  dass sich im Kugelmodell der Schatten des Mondes nach Westen bewegen müsste, was er aber logischerweise nicht tut. Deshalb kann ihrer Meinung nach das Kugelmodell nicht stimmen.

Doch Fakt ist, dass der Pfad exakt so verläuft, wie man es im heliozentrischen Modell erwartet. Das lässt sich sogar mithilfe einer Planetariumssoftware nachprüfen.

Laut einer 2018 durchgeführten Umfrage in den Vereinigten Staaten, ist ein Sechstel der Bevölkerung nicht hundertprozentig von der Globusform überzeugt. Ein Grund dafür ist nach Worten von Forschern, dass die Himmelsmechanik für viele Menschen zu abstrakt und somit nur schwer greifbar ist. Das heißt, diese Gruppe fühlt sich mit der Materie schlichtweg überfordert. (Die Geschichte der Weltkarte, die vor mehr als 6000 Jahren begann und die Forscher vor ein Rätsel stellt (Video))

Kein Wunder also, dass in den sozialen Medien die Zahl der Anhänger der Flache-Erde-Bewegung stetig wächst. Flat Earth Stationary ist mit 220.000 Anhängern mittlerweile die größte Gruppe auf Facebook, gefolgt von der Flat Earth Society mit 193.000 Fans.

Flat-Earther haben aber nicht nur eine Menge skurriler Erklärungen zu Finsternissen, sondern halten auch den Sonnen- und Mondaufgang für eine optische Täuschung. In einem YouTube-Video erklärt Astrophysiker Sebastian Voltmer Skeptikern, wie man herausfindet, ob der Mond auch wirklich für eine Sonnenfinsternis verantwortlich ist:

„Zum einen kann man bei Tophimmelstransparenz während der Totalität ohne Sonnenfilter den Mond mit seinen Maren sehen und bei der partiellen Phase heben sich die  Mondberge im Profil der Sonne ab. Das Mondrandprofil ist wie ein Fingerabdruck. Aus der gleichen Perspektive entspricht es dem Profil, das wir auch bei Vollmond sehen können. Das ist spezifisch.“

Verständnis für Eklipsen setzt kein Fachwissen voraus

Außerdem gibt es auch eine Menge guter Aufnahmen von Sonnenfinsternissen aus dem All. So berichtete Heise Online vom US amerikanischen Wettersatelliten GOES-16, der die Sonnenfinsternis vom 8. April 2024 hervorragend dokumentiert hat.

Auf den Aufnahmen ist der Schatten des Mondes, der über die Erde wandert, sehr gut zu erkennen, ebenso die Wolken, die von der Erde teilweise den Blick auf das Schauspiel verhindert haben.

Eine Sonnenfinsternis ist in wenigen Worten schnell erklärt und setzt noch nicht einmal Fachwissen voraus. Bei einer Eklipse, so die wissenschaftliche Formulierung, verdeckt, wie wir wissen, der Mond die Sonne.

Sonne und Mond erscheinen gleichgroß am Himmel, weil die Sonne nicht nur vierhundertmal größer ist als der Mond, sondern auch vierhundertmal so weit entfernt. Befinden sich Sonne, Mond und Erde in einer Linie, wirft der Mond einen Schatten auf die Erde.

 

Oft sind die Abstände zwischen Sonne und Mond nicht gleichgroß. Das kann man sehr gut bei sogenannten ringförmigen Eklipsen beobachten. Hier erscheinen Sonne und Mond nicht immer in gleicher Größe. Der Grund ist, dass der Mond zu diesem Zeitpunkt weiter entfernt ist.

Flacherdler „Chnopfloch“ behauptet in seinem Video, dass das Verhältnis zwischen Sonne, Mond und Erde nicht stimme. Er kritisiert, dass sämtliche Skizzen zur Illustration der geometrischen Verhältnisse bei einer Sonnenfinsternis falsch seien und dass die Sonne stets zu groß dargestellt werde, was natürlich nicht stimmt.

Obwohl in „Chnopflochs“ gezeigten Videoausschnitt aus Wetter online  vereinfachend behauptet wird, dass Mond und Sonne einen exakt identischen scheinbaren Durchmesser hätten, ist das in der Realität nur selten der Fall, weil weder die Erdbahn noch die Mondbahn exakt kreisförmig sind.

Bei einer totalen Eklipse ist der scheinbare Durchmesser des Mondes größer als der der Sonne. Das war auch bei der Finsternis im April über den USA so.

Die Sonne ist vierhundertmal  größer als der Mond. Belegt wird diese Tatsache, dass der sichtbare Kernschatten kleiner ist als der messbare Monddurchmesser. Man kann das gut anhand der Parallaxe (die scheinbare Änderung der Position eines Objekts durch verschiedene Positionen des Beobachters) sehr leicht herausfinden.

Mithilfe dieses Verfahrens ist es sehr leicht möglich, den Abstand zum Mond zu bestimmen. Von verschiedenen Standorten aus beobachtet, wirkt der Mond gegen die weit entfernten Sterne verschoben.

Aus dieser Verschiebung und dem Abstand der Beobachtungsstandorte lässt sich der Abstand zum Mond berechnen und man kommt im Mittel auf rund 380.000 Kilometer. Analog kann man auch den Abstand zur Venus bestimmen, – dabei wird man feststellen, dass sie viel weiter entfernt ist als der Mond.

Um das erkennen zu können, benötigt man zwei zeitgleich aufgenommene Fotos, auf denen zu sehen ist, dass die scheinbare Verschiebung der Venus viel kleiner ist als die scheinbare Verschiebung des Mondes.

Das bedeutet, die Venus muss viel weiter weg sein. Weil die Venus jedoch vor der Sonne erscheinen kann, was sich bei einem Venustransit sehr gut beobachten lässt, muss die Sonne weiter entfernt sein als die Venus, wenn Sonne, Venus und Erde in einer Linie stehen.

Das heißt, die Sonne ist weiter entfernt als der Mond. Weil aber die scheinbaren Durchmesser von Sonne und Mond sehr ähnlich sind, das sind rund 0,5 Grad, muss die Sonne entsprechen größer sein als der Mond.

Chnopfloch und seine manipulativen Täuschungen

Natürlich wird auf einer Grafik die Sonne größer dargestellt als der Mond, weil sie ja tatsächlich größer ist. Aufgrund der Tatsache, dass sie weiter von der Erdoberfläche entfernt ist, wirkt sie von der Erde aus betrachtet kleiner als von der Seite beobachtet. Das ist keine Fehler, sondern ein Gesetz der Geometrie.

Das kann man leicht in einer Simulation nachstellen. Dazu benötigt man zwei identisch gleichgroße Kugeln. Von der Seite betrachtet erscheint eine der Kugeln größer.

Wäre die Erde tatsächlich flach, stünde die Sonne stets oberhalb des Horizonts und würde sich im Uhrzeigersinn drehen. wobei sie ständig ihren scheinbaren Durchmesser ändern müsste.

Mit dem Kugelmodell lässt sich eine Sonnenfinsternis gut nachstellen. Mit einem Flacherdmodell gelingt das nicht. Je nach Standort ist bei einer partiellen Sonnenfinsternis  mal etwas mehr, mal etwas weniger von der Sonne verdeckt.

Chnopfloch hat bei der Produktion seines Videos gleich mehrere Täuschungen eingearbeitet. Er hat zum einen die Perspektive falsch erklärt und ein ungeeignetes Modell mit ungenauen Abständen verwendet und zum anderen eine zu kleinen Lichtquelle hergenommen.

Abschließend hat er als Beleg für ein angeblich funktionierendes Flacherdmodell eine Simulation gezeigt, die mit dem Kugelmodell erstellt wurde. Damit ist die Täuschung perfekt.

In einem anderen Video behauptet „Chnopfloch“, dass der Mond ein Spiegelbild der Erde sei. Zu beweisen versucht er das, in dem er beide Karten übereinander legt.

Dazu kursiert auf der Social-Media-Plattform TikTok eine Abbildung einer sogenannten „Moon Map“, also einer Mondlandkarte.

 

„Chnopfloch“ und andere Flat-Earther glauben auf dieser Karte sogar Kontinente wie Lemuria und Mu wiederentdeckt zu haben. Daraus schließen sie, dass die Krater auf dem Mond in Wahrheit keine Krater sind, sondern (gespiegelte) Erd-Kontinente. Es  ist eben alles nur eine Frage der Perspektive. Noch Fragen?

Mehr über die „Moon Map“, die Flache-Erde und Eiswand-Theorie lesen Sie im Buch „Antarktis – Hinter der Eiswand“.

Video:

Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 29.06.2024

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