Wenn wir unsere Jugend nicht vollkommen verdummen wollen, müssen wir auch etwas in diese Richtung machen.
https://www.20min.ch/story/australien-will-soziale-medien-fuer-teenager-verbieten-103228375
Australien machts vor: Teenies bald von Tiktok gesperrt?
Über 80 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer befürworten laut einer Umfrage ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige. In Australien könnte ein solches bereits in diesen Tagen beschlossen werden.
Was ist passiert?
Am Mittwoch stimmte das australische Repräsentantenhaus mit 102 zu 13 Stimmen für ein Social-Media-Verbot für Kinder. Unter 16-Jährigen soll der Zugang zu Plattformen wie Tiktok, Facebook, Instagram und X verboten werden. Wird es auch vom Senat angenommen, was als wahrscheinlich gilt, wäre es das erste solche Gesetz weltweit.
Was soll das Gesetz erreichen?
Beim Gesetz gehe es darum, Kinder vor den «Gefahren» der sozialen Medien zu schützen, sagt der australische Premierminister Anthony Albanese. «Das ist ein globales Problem und wir wollen, dass junge Australierinnen und Australier eine Kindheit haben – und Eltern unbesorgt sein können.» Das Verbot soll für alle Kinder unter 16 gelten und sieht keine Ausnahmen für bestehende Nutzer oder solche mit elterlicher Zustimmung vor.
Wie soll das gehen?
Die Regierung schreibt den Tech-Unternehmen nicht vor, wie sie vorgehen sollen – ausser, dass Technologien zur Altersprüfung eingesetzt werden sollen. Stattdessen wird die Umsetzung der nationalen Internetaufsichtsbehörde überlassen.
Wie funktioniert die Altersüberprüfung?
Das ist noch unklar. Die Regierung will Tests durchführen und hofft, bis Mitte nächsten Jahres einen Bericht vorzulegen. Kritiker befürchten, dass wegen der Altersprüfungen Ausweispapiere jedes Australiers online gespeichert werden könnten. Die Internetaufsichtsbehörde äusserte die Idee, die ID eines Nutzers durch einen Drittanbieter zu anonymisieren, bevor sie an Webseiten zur Altersüberprüfung weitergegeben wird.
Gibt es Ausnahmen?
Messenger-Dienste und Gamingseiten wären vom Gesetz ausgenommen. Auch Seiten, die ohne Konto zugänglich sind, wie etwa Youtube, wären nicht eingeschränkt.
Wann tritt das Gesetz in Kraft?
Stimmt auch der Senat dem Gesetzesentwurf zu – der Entscheid wird am Donnerstag erwartet –, haben die Social-Media-Plattformen ein Jahr Zeit, um die Altersbeschränkungen umzusetzen. Danach werden Strafen vollstreckt.
Was droht den Plattformen, wenn sie das Gesetz nicht umsetzen?
Der Gesetzesentwurf sieht Strafen von bis zu 50 Millionen australischen Dollar vor (rund 28,6 Millionen Schweizer Franken), wenn diese systematisch versäumen, junge Kinder davon abzuhalten, Konten zu erstellen oder zu besitzen.
Das sind die Kritikpunkte
Das Parlament treibe das Gesetz ohne ausreichende Prüfung voran. Es werde nicht funktionieren, berge Datenschutzrisiken und untergrabe die Autorität der Eltern.
140 Experten prangern an, dass das Verbot ein «zu plumpes» Instrument für das Problem sei. Zudem verstosse es gegen Uno-Richtlinien, die Regierungen dazu auffordert, jungen Menschen einen sicheren Zugang zur digitalen Welt zu gewährleisten.
Untersuchungen hätten ergeben, dass einige der am stärksten gefährdeten Gruppen, wie etwa LGBTQ+ oder indigene Jugendliche, sich online wohler fühlten als in der realen Welt.
Betroffene Eltern drängen auf neues Gesetz
Besorgte Eltern – und solche, deren Kinder aufgrund von Cybermobbing Suizid begingen – pochen auf neue Regelungen. Sie übergaben Premierminister Albanese eine Petition mit über 124’000 Unterschriften – die grösste weltweit für diese Thematik – in der sie die Erhöhung des Alterslimits von 13 auf 16 für Social Media forderten.
Eine Mutter, die ebenfalls für das Verbot lobbyiert, sagte gegenüber BBC: «Zu lange schon haben Eltern die unmögliche Wahl, entweder nachzugeben und ihrem Kind ein süchtig machendes Gerät zu besorgen oder zuzusehen, wie ihr Kind isoliert und sozial ausgegrenzt wird.»
Mit Material von AP, BBC, CNN und Spiegel.
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