Oreschnik-Tag in Astana: Die wichtigsten Aussagen Putins

Am 28. November sendete der russische Präsident Wladimir Putin eine weitere Warnung an die Führung des Kiewer Regimes und seiner Unterstützer im Westen. Die Aussagen fielen noch schärfer aus als zuvor, was mit den Taten der Widersacher Russlands aus den NATO-Staaten begründet war, und enthielten viele bislang unbekannte technische Details zum Raketensystem Oreschnik und anderen russischen Waffensystemen. Gesprochen hat Putin im Kreise der Staatschefs des OVKS-Blocks bei einem Gipfeltreffen und der anschließenden Pressekonferenz.

Bei seinen Auftritten hat er immer wieder betont, dass der Einsatz von Oreschnik am 21. November die Folge der zuvor mehrfach ausgesprochenen Warnungen Russlands war. Unmittelbar provoziert worden war der Angriff durch den Einsatz von US-Raketen vom Typ ATACMS und britischen Raketen vom Typ Storm Shadow auf die Gebiete Kurst und Brjansk. Auch habe Kiew versucht, wichtige Objekte in Moskau und Sankt Petersburg anzugreifen. Auf diese Attacken habe Russland mit einem "Probeeinsatz unter Gefechtsbedingungen" in der Stadt Dnjepropetrowsk reagiert, als eine Reihe unterirdischer Anlagen des Rüstungsbetriebs Juschmasch zerstört wurden. 

Seitdem hat es zwei weitere Angriffe mit ATACMS gegeben, sagte Putin und deutete an, dass darauf ein weiterer Schlag mit Oreschnik-Raketen folgen könnte – diesmal gegen Militärobjekte und Entscheidungszentren in Kiew. Ein absolutes Novum war dabei die Erwähnung der Entscheidungszentren als mögliches Ziel. Auf Nachfrage eines Journalisten, ob diese Angriffe schon heute folgen könnten, scherzte Putin mit einem Verweis auf Wettervorhersagen, dass "heute tagsüber" alles möglich sei.

Die Schlagkraft einer Oreschnik-Rakete mit mehreren Sprengköpfen verglich er mit der Wucht eines Meteoriteneinschlags, der einen Krater in der Größe eines Sees hinterlassen könne. Ein Sprengkopf erhitze sich im Inneren bis auf 4.000 Grad – unwesentlich weniger als die Temperatur auf der Sonnenoberfläche. Im Epizentrum der Explosionen verwandele sich alles zu Asche und Staub und werde in "elementare Teilchen" zerteilt. Man könne damit tief liegende unterirdische Bunkeranlagen zerstören. Da die Rakete hochpräzise treffe und keine radioaktive Verseuchung hinterlasse, sei sie keine Massenvernichtungswaffe wie etwa eine Atombombe. Auch sagte er, dass es sich nicht lohne, kleinere Objekte mit solchen Raketen anzugreifen, dies sei "Schießen mit Kanonen auf Spatzen".

Der Telegram-Kanal Militärchronik zählte auf, welche größeren Militärobjekte in Kiew zum Ziel nächster Angriffe werden könnten: die Werke und Fabriken Radioizmeritel, Remdiesel, Burewestnik, Strojdormasch, Artjom, Kiewer Panzerfabrik und Automatisierungswerk sowie Schiffbau- und Schiffsreparaturwerk. All diese Einrichtungen befinden sich auf einem großen Gelände und verfügen über mehrere Dutzend Werkstätten und unterirdische Räumlichkeiten.

Der russische Präsident wies während seiner Auftritte auch darauf hin, dass Russland andere fortschrittliche Raketentypen entwickele und noch vieles auf der militärischen "Speisekarte" habe. Er betonte, dass bei Entwicklung und Einsatz neuer Waffen Hast unangebracht sei, dies sei auch beim Mittelstreckenraketensystem Oreschnik der Fall gewesen. "Wir haben bis zu dem Moment gewartet, in dem wir Tests durchgeführt und das Ergebnis gesehen haben. Dann meldeten wir es." Das Vorhandensein von Oreschnik stärke die militärischen Positionen Russlands, ändere aber nicht die Voraussetzungen für die russische Politik in der Ukraine-Frage. Dazu gilt nach wie vor: Damit Frieden in der Ukraine erreicht werden kann, müssten die russischen Bedingungen, die Putin am 14. Juni bekannt gegeben hatte, erfüllt werden.

Damals hatte Putin vier Bedingungen genannt, darunter den Rückzug der ukrainischen Streitkräfte aus den vier Gebieten in den Regionen Donbass und Neurussland und die festgeschriebene Weigerung Kiews, der NATO beizutreten. Dem Staatschef zufolge hält Russland den neutralen, bündnisfreien, nicht-nuklearen Status der Ukraine und die Aufhebung aller westlichen Sanktionen für notwendig.

Putin wies darauf hin, dass die Fähigkeiten von Raketensystemen im Ukraine-Konflikt wichtig, aber nicht entscheidend seien. "Das Schicksal jeder Militäroperation wird auf dem Kampffeld entscheiden. Alles hängt von den Soldaten und ihrer Motivation ab", betonte er. Ihm zufolge ziehen die meisten Ukrainer nicht freiwillig in den Kampf. Er führte aus:

"Wofür müssen die Zwangsrekturierte in der Ukraine ihre Leben geben? Für das banderistische  Neonazi-Regime, das sich in Kiew an die Macht geputscht hat. Aus rein juristischer Sicht kann es auch keine Befehle an die Streitkräfte erteilen, weil es Usurpatoren sind. Wer diese Befehle ausführt, wird zum Mittäter. Sie haben kein Recht, die Menschen in den Tod zu treiben."

Im Unterschied zu den ukrainischen Soldaten wüssten die russischen, wofür sie in den Kampf ziehen. "Sie stellen sich gegen jene Kräfte, die zum wiederholten Mal Russland zerstören oder, wie sie zu sagen pflegen, Russland 'eine strategische Niederlage zufügen' wollen." Insgesamt hat sich Putin zu allen gestellten Fragen der Journalisten sehr zuversichtlich und ungeachtet aller Ernsthaftigkeit der angesprochenen Themen teilweise scherzend geäußert.

Russland habe noch eine Menge Trümpfe in der Hand, die es erst nach und nach in der Auseinandersetzung mit dem Westen ausspiele, kommentierte Militärchronik die Aussagen des Präsidenten. "Ein Schlag gegen die 'Entscheidungszentren in Kiew' ist ein Zwischenschritt, um ein klares und deutliches Signal eines bestimmten Tons und einer bestimmten Wellenlänge an die richtigen Leute zu senden, ohne den Konflikt auf die Ebene eines gesamteuropäischen/kontinentalen Konflikts zu bringen", so die Experten. Zu den möglichen Zielen äußerten sich Militärbeobachter wie folgt:

"Derartige Ziele gibt es zuhauf. Vom Generalstab der ukrainischen Armee im Wosduchoflotsky Prospekt bis hin zu anderen Zielen, darunter natürlich das Regierungsviertel in der Bankowaja-Straße. Bei den Angriffen auf militärische und staatliche Einrichtungen sollte jedoch eine Trennung vorgenommen werden. Erstere könnten darauf abzielen, die tatsächliche militärische Infrastruktur lahmzulegen und die Kontrollnetze (z. B. die Kommunikationsleitungen zwischen der Ukraine und der NATO) zu unterbrechen, während Letztere eine Maßnahme des letzten Mittels darstellen, die fast parallel zur Entscheidung getroffen wurde, die politische Führung der Ukraine auszuschalten. Es ist schwer zu sagen, was passieren müsste, damit Letzteres eintritt, aber ein solcher Schlag sollte nicht von vornherein ausgeschlossen werden, egal wie man die Situation bewertet."

Mehr zum Thema – Das bedeutet Krieg mit der NATO: Kommen jetzt US-Tomahawk-Raketen in der Ukraine zum Einsatz?

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