Geheimnisvolle Drohnen kreisten über US-Stützpunkten

Vergangenen Dezember soll ein nicht identifizierter Drohnenschwarm 17 Tage lang womöglich einen US-Militärstützpunkt in Virginia ausspioniert haben, nachdem er in gesperrten Luftraum eingedrungen war, und das Pentagon sei machtlos gewesen, ihn aufzuhalten, enthüllte nun das Wall Street Journal (WSJ).

Die Drohnenschwärme seien entdeckt worden, als sie entlang der Küste Virginias über den Luftwaffenstützpunkt Langley flogen ‒ einer der wenigen US-Flugplätze, auf denen die F-22-Tarnkappenkampfflieger stationiert sind ‒, berichtete das WSJ am Samstag unter Berufung auf dutzende Regierungsmitarbeiter, Polizeiberichte und Gerichtsdokumente.

Der ehemalige General der US Air Force, Mark Kelly, der von den Überflügen im Dezember erfuhr, schätzte die Parameter der führenden Drohne, die weitere Drohnen im Gefolge hatte: "Etwa sechs Meter lang, flog mit einer Geschwindigkeit von mehr als 160 Kilometern pro Stunde, auf einer Höhe zwischen annähernd 900 und 1.200 Metern." Die Drohnen flogen in einem Muster von je einem oder zwei Starrflüglern, begleitet von kleineren Quadkoptern, ungefähr von der Größe kommerzieller Zehn-Kilo-Drohnen, die meist auf niedrigerer Höhe operierten, heißt es in dem Bericht.

Dutzende Drohnen bewegten sich in Richtung Süden über die Chesapeake-Bucht auf die Stadt Norfolk zu, deren Marinestützpunkt ‒ ein großer Seehafen ‒ und den Stationierungsort des Team Six der Spezialeinheit der US Navy Seals, wie Kelly anmerkte.

Als die Nachricht das Weiße Haus erreichte, sollen die dortigen Beamten versucht haben, eine Antwort zu finden.

Die militärischen Radaranlagen ‒ die darauf eingestellt sind, größere militärische Flugzeuge zu entdecken und alles, was an einen Vogel erinnert, zu ignorieren ‒ versagten oft dabei, die Drohnen zu erkennen, und brauchten eine Neukalibrierung. Die Quadkopter, die ins Sperrgebiet eindrangen, wurden zudem auf einer Radiofrequenz gesteuert, die von handelsüblichen Drohnen nicht genutzt wird. Die Polizei versuchte, den Drohnen zu folgen und ihre Bewegungen zu verfolgen, scheiterte aber letztlich beim Versuch, die Eigentümer zu identifizieren.

Die Behörden waren skeptisch, die Drohnen vom Himmel zu holen. Das Bundesgesetz untersagt es dem Militär, in der Nähe von Stützpunkten Drohnen abzuschießen, solange sie keine unmittelbare Bedrohung darstellen ‒ worunter Spionage aus der Luft nicht fällt, so das WSJ. Die Drohnen zu jammen, wurde als Gefahr für die örtlichen Notfalldienste und Wi-Fi-Netze gesehen. Und der Einsatz gelenkter Energiewaffen, um sie abzuschießen, stellte ein zu hohes Risiko für den kommerziellen Flugverkehr dar.

Am 23. Dezember endeten die Überflüge, und die Täter bleiben laut Bericht ein Geheimnis. Es gelang den Behörden nicht, auszumachen, wer für die Flüge verantwortlich war, aber sie waren augenscheinlich überzeugt, dass dieses Eindringen, das es so nie zuvor gegeben hatte, zu komplex war, um von Amateuren bewerkstelligt worden zu sein.

Dies ist nicht der einzige Fall, bei dem über kritischer US-Infrastruktur unidentifizierte Drohnen gesichtet wurden. Zwei Monate zuvor wurden fünf Drohnen über dem Nationalen Sicherheitsgelände in Nevada entdeckt, einer US-Testeinrichtung für Atomwaffen außerhalb von Las Vegas. Auch hier müssen die Behörden erst noch ausfindig machen, wer hinter dem Überflug steckt.

Mehr zum Thema ‒ Russischer Militärexperte: NATO-Aufklärungsdrohnen haben über dem Schwarzen Meer nichts zu suchen 

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