Die flexible Befehlskette der Hisbollah, ihr weitverzweigtes Tunnelnetz und das riesige Arsenal an Raketen und Waffen, das die schiitische Miliz in vergangenen Jahren aufgestockt hat, tragen dazu bei, dass die schiitische Organisation die beispiellosen israelischen Angriffe überstehen könnte, so drei Quellen gegenüber Reuters, die mit den Operationen der libanesischen Gruppe vertraut sind.
Die israelischen Angriffe auf die Hisbollah-Stellungen in der vergangenen Woche, bei denen auch hochrangige Kommandeure ins Visier genommen wurden, sowie die Sprengung der mit Sprengfallen präparierten Pager und Funkgeräte der schiitischen Gruppe durch Mossad hätten die Hisbollah-Strukturen nach Angaben der israelischen Armee massiv geschwächt.
Am Freitag tötete Israel den Kommandanten Ibrahim Aqil, der die Rawdan-Eliteeinheit der Gruppe gegründet und geleitet hatte. Der israelische Generalstabschef Herzi Halewi sagte am Sonntag, der Tod von Aqil habe die Organisation erschüttert. Nach israelischen Angaben haben die Angriffe auch Tausende Raketen und Geschosse der Hisbollah zerstört.
Zwei der Quellen, die mit den Operationen der Hisbollah vertraut sind, erklärten jedoch, die Gruppe habe rasch Ersatz für Aqil und andere hochrangige Persönlichkeiten ernannt, die bei dem Luftangriff am Freitag in den südlichen Vororten von Beirut getötet wurden. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sagte bereits in einer Rede im August, dass die Bewegung schnell Lücken füllt, wenn ein Anführer getötet wird. Er erklärte, die Hisbollah habe 100.000 Kämpfer.
Andreas Krieg, Dozent an der School of Security Studies am King's College London, sagte, dass die Operationen der Hisbollah durch die Anschläge der vergangenen Woche zwar gestört worden seien, aber die vernetzte Organisationsstruktur der Hisbollah dazu beitrage, sie zu einer äußerst widerstandsfähigen Kraft zu machen.
"Sie ist der stärkste Feind, dem Israel je auf dem Schlachtfeld gegenüberstand, nicht wegen ihrer Anzahl und Technologie, sondern wegen ihrer Widerstandsfähigkeit."
Am Sonntag wurden Raketen aus jenen Gebieten im Südlibanon abgefeuert, die kurz zuvor von Israel massiv beschossen worden waren. Es wird vermutet, dass die Hisbollah über ein unterirdisches Arsenal verfügt, und im vergangenen Monat wurden Aufnahmen veröffentlicht, die ihre Kämpfer zu zeigen schienen, wie sie Lastwagen mit Raketenwerfern durch Tunnel fahren.
Die Hisbollah hat über Jahre hinweg ein Tunnelnetz aufgebaut, das sich nach israelischen Schätzungen über Hunderte Kilometer erstreckt. Das Arsenal und die Tunnel der Organisation haben sich seit dem Krieg von 2006 vergrößert, insbesondere die Präzisionswaffen. Offizielle Vertreter der Hisbollah sagten, die Gruppe habe im vergangenen Jahr einen kleinen Teil des Arsenals in den Kämpfen eingesetzt.
Reuters zufolge wird die Kommunikationsfähigkeit der Hisbollah durch ein spezielles Festnetz – das die Hisbollah als entscheidend für ihre Kommunikation bezeichnet hat und das weiterhin funktioniert – sowie durch andere Geräte gestützt. Viele ihrer Kämpfer trugen beispielsweise ältere Modelle von Pagern bei sich, die von dem Angriff in der vergangenen Woche nicht betroffen waren.
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