Israel könnte bald massive Schläge gegen iranische Atomanlagen durchführen. Das geht aus einem Bericht der Zeitung Times of Israel hervor. Wie Militärbeamte am Donnerstag gegenüber der Zeitung erklärten, sei man bei den israelischen Streitkräften der Ansicht, dass sich nach der Schwächung der iranischen Verbündeten im Nahen Osten und dem dramatischen Sturz von Baschar al-Assad in Syrien die Gelegenheit biete, die iranischen Atomanlagen anzugreifen.
Dem Bericht zufolge ist Israel der Ansicht, dass der Iran nach dem Sturz Assads "isoliert" ist und dass sein anderer Hauptverbündeter in der Region, die im Libanon ansässige Hisbollah, durch die jüngste IDF-Offensive dort erheblich geschwächt wurde. Dies könnte den Iran dazu veranlassen, sein Atomprogramm zu beschleunigen. Daraus ergebe sich auch ein Zeitfenster für einen israelischen Präventivschlag, so die Times of Israel.
Teheran besteht seit langem darauf, dass sein Atomprogramm friedlichen Zwecken dient. Im Gegensatz dazu behauptet der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, der Iran strebe die Entwicklung einer Atombombe an. Im Jahr 2015 schlossen die fünf führenden Atommächte der Welt mit dem Iran eine Vereinbarung zur Überwachung seiner nuklearen Aktivitäten als Gegenleistung für eine Lockerung der Sanktionen, aber die USA zogen sich 2018 einseitig aus dem Abkommen zurück.
Israel hat Berichten zufolge nach Teherans Raketenbeschuss am 1. Oktober Angriffe auf iranische Atomanlagen in Erwägung gezogen, diese Pläne aber nicht weiterverfolgt.
Die Regierung Netanjahu hat die jüngsten Ereignisse in Syrien genutzt, um die militärischen Kapazitäten des Nachbarlandes zu zerstören, indem sie "eine der größten Angriffsoperationen in der Geschichte" ihrer Luftwaffe startete. Zu Beginn dieser Woche griffen israelische Jets über 250 Ziele in Syrien an, darunter Flug- und Seehäfen, Luftabwehr- und Raketenstellungen, Einrichtungen der Militärindustrie und Lagerhäuser. Bis zu 90 Prozent der syrischen Luftabwehr wurde zerstört. Israelische Truppen rückten auch über die Pufferzone auf den Golanhöhen vor und nahmen Hermon, den größten Berg Syriens, ein.
Die Regierung von Baschar al-Assad in Syrien wurde letzte Woche von der militanten Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS) gestürzt. Die dschihadistische Gruppe hat ihre Macht noch nicht gefestigt. Regionale Medien und Menschenrechtsorganisationen berichten über Lynchmorde und Hinrichtungen auf offener Straße, wobei die Täter oft selbst Videobeweise ins Netz stellen. Im Norden des Landes finden Kämpfe zwischen protürkischen Militanten und kurdischen SDF-Kräften statt.
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