Bürgerkrieg im Sudan: Sudanesische Armee startet Großoffensive zur Rückeroberung der Hauptstadt

Die sudanesische Armee hat am Donnerstag Artillerie- und Luftangriffe in der sudanesischen Hauptstadt durchgeführt und damit ihre größte Operation seit Beginn des 17-monatigen Krieges mit dem Milizgruppe Rapid Support Forces (RSF) gestartet.
Der Vorstoß der Armee, die zu Beginn des Konflikts die Kontrolle über den größten Teil der Hauptstadt Khartum verloren hatte, erfolgte im Vorfeld einer Rede ihres Befehlshabers, General Abdel Fattah al-Burhan, vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York im Laufe des Tages.

Zeugen berichteten von schweren Bombardierungen und Zusammenstößen, als Armeetruppen versuchten, die Brücken über den Nil zu überqueren, die die drei angrenzenden Städte Khartum, Omdurman und Bahri verbinden, welche die größere Hauptstadt bilden. Der sudanesischen Armee soll es am Donnerstag gelungen sein, die Kontrolle über die Eingänge zu drei Brücken zu erlangen.

Obwohl die Armee Anfang des Jahres einige Gebiete in Omdurman zurückerobern konnte, ist sie dabei größtenteils auf Artillerie und Luftangriffe angewiesen und konnte die in anderen Teilen der Hauptstadt stationierten RSF-Bodentruppen nicht vertreiben.

In den vergangenen Monaten hat die Miliz RSF auch in anderen Teilen des Sudan neue Initiativen ergriffen, die eine gewaltige humanitäre Krise ausgelöst haben, die mehr als 10 Millionen Menschen vertrieben und in einigen Regionen des Landes eine extreme Hungersnot ausgelöst hat.

Die diplomatischen Bemühungen der Vereinigten Staaten und anderer Mächte sind ins Stocken geraten, und die Armee hat sich letzten Monat geweigert, an Friedensgesprächen in der Schweiz teilzunehmen.

Hintergrund der militärischen Auseinandersetzung ist ein Machtkampf zwischen dem Oberbefehlshaber der sudanesischen Armee (SAF) und de-Facto-Präsident General Abdel Fattah al-Burhan und dem Anführer der paramilitärischen Miliz RSF Mohammed Hamdan Daglo, auch "Hemeti" genannt. Die RSF wurde 2013 von Staatschef Omar al-Baschir gegründet, unter anderem, um Macht und Kompetenzen in dem politischen System auszubalancieren. Nach Massenprotesten gegen den Staat wurde al-Baschir im April 2019 durch einen Militärputsch abgesetzt. In der Übergangsregierung unter Premier Abdalla Hamdok behielten die beiden Generäle Burhan (SAF) und Hemeti (RSF) unter anderem die Kompetenz für Sicherheitsfragen im nationalen Souveränitätsrat.

Über die Zeit verschärften sich die Machtkämpfe der beiden Generäle. Zentral war dabei die Frage, auf welche Weise die RSF in die sudanesische Armee integriert werden sollten. Dieser Konflikt eskalierte am 15. April 2023 und löste den gegenwärtigen Krieg aus. 

Mehr zum Thema - Der Konflikt im Sudan: Was man wissen muss

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