Bloomberg: US-Politik gegen China ein Weg in die Isolation?

Die jahrelangen Bemühungen der USA, die technologische Überlegenheit Chinas einzudämmen, sind nicht nur gescheitert, sondern bergen auch die Gefahr, dass die Vereinigten Staaten isoliert werden. Denn die Volksrepublik China ist bereits in einer Reihe von Hochtechnologiebereichen führend und die Welt nutzt zunehmend chinesische Elektroautos und Smartphones, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg:

"Trotz mehr als sechs Jahren US-Zöllen, Exportkontrollen und Finanzsanktionen macht Xi Jinping stabile Fortschritte, um China für die Vorherrschaft in den Industrien der Zukunft zu positionieren."

Laut einer neuen Studie von Bloomberg Economics und Bloomberg Intelligence war das vor zehn Jahren ins Leben gerufene Industrieprojekt "Made in China 2025", das China zu einem führenden Land im Bereich der Spitzentechnologien machen sollte, weitgehend erfolgreich. Von 13 Schlüsseltechnologien, die von den Forschern untersucht wurden, hat die Volksrepublik in fünf Bereichen die weltweite Führungsposition erreicht und in sieben weiteren schnell aufgeholt.

"Die Welt jenseits der USA fährt zunehmend chinesische Elektroautos, benutzt chinesische Smartphones und versorgt ihre Haushalte mit chinesischen Solarmodulen."

Für Washington bestehe die Gefahr, dass die Politik der Eindämmung Chinas letztlich zu einer Isolierung der USA führe und ihrer Wirtschaft und ihren Verbrauchern schade, so die Agentur. Adam Posen, Präsident des Peterson Institute for International Economics in Washington, erklärt: 

"Der technologische Aufstieg Chinas wird durch die US-Beschränkungen nicht aufgehalten oder gar verlangsamt. Außer durch drakonische Maßnahmen, die gleichzeitig das Innovationstempo in den USA und weltweit verlangsamen."

Wie es in dem Artikel heißt, hat Chinas Produktionsmacht einen historischen Höchststand erreicht. Sein Handelsüberschuss bei Industriegütern im Verhältnis zum globalen BIP ist der größte seit dem der USA unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.

Für die politischen Entscheidungsträger in Washington und Peking wird der Wettlauf um die Technologieführerschaft von einer Reihe von Erwägungen angetrieben, darunter die Förderung der Entwicklung, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Sicherung der Lieferketten. Beamte in beiden Hauptstädten weisen jedoch darauf hin, dass ein weiterer Faktor die Wirtschaftspolitik zunehmend bestimmt – die Vorbereitung auf einen möglichen Krieg, auch wenn dieser nicht unmittelbar bevorsteht oder geplant ist.

Laut Bloomberg besteht die Gefahr eines globalen Konflikts, da China nicht die Absicht hat, seine industrielle Macht zu schwächen. Und das, obwohl die USA die Xi-Regierung aufgefordert haben, Überkapazitäten abzubauen und die Wirtschaft stärker auf den Konsum auszurichten. Die Kommunistische Partei hat sich zwar gegen direkte Geldspritzen zur Ankurbelung des Wachstums ausgesprochen, aber eine Reihe von Konjunkturmaßnahmen ergriffen, die in letzter Zeit zu einem starken Anstieg der chinesischen Aktien geführt haben. Der Bericht stellt fest:

"China erklimmt weiterhin die Leiter zur Dominanz in der Produktion und im technologischen Fortschritt. Wenn die USA im Wettbewerb gewinnen wollen, muss Washington entweder schneller laufen oder entschlossener versuchen, China auszubremsen."

Im Wahlkampf vertreten der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump und die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris unterschiedliche Ansätze in Bezug auf China, auch wenn sich beide darin einig sind, dass der Aufstieg des Reichs der Mitte gebremst werden muss. Trump hat versprochen, den Handelskrieg mit China, der seine erste Amtszeit prägte, wieder aufzunehmen, und droht mit Zöllen von bis zu 60 Prozent. Laut Bloomberg Economics würde dies den Handel zwischen den beiden Ländern praktisch zum Erliegen bringen.

Harris kritisierte Trumps Pläne für höhere Zölle, die einer Steuer für die amerikanische Mittelschicht gleichkämen. Im Wahlkampf sprach sie ihrerseits davon, China den Zugang zu hoch entwickelten Chips zu verwehren, was darauf hindeutet, dass sie die Exportkontrollen von Präsident Joe Biden fortsetzen würde. Darüber hinaus betont sie die Notwendigkeit von Investitionen, um sicherzustellen, dass die USA in Zukunftsbranchen führend bleiben.

Außerdem hat Trump signalisiert, dass er offen dafür ist, dass chinesische Autohersteller in den USA produzieren, um Arbeitsplätze zu schaffen. Es bleibt jedoch unklar, was er im Falle eines Wahlsiegs tatsächlich tun wird. Während seiner Präsidentschaft setzte sich seine Administration zeitweise für ein "Clean Network" ein, das verhindern sollte, dass Daten von US-Bürgern nach China gelangen – eine Idee, die letztlich nicht umgesetzt wurde.

Harris hingegen dürfte der aktuellen Linie des Weißen Hauses folgen, das derzeit plant, chinesische Hard- und Software in Autos aus Sicherheitsgründen zu verbieten, was praktisch alle chinesischen Elektroautos vom US-Markt ausschließen würde. Diese Beschränkungen könnten auch auf alle chinesischen Produkte ausgeweitet werden, die Daten übertragen, von Fernsehern bis hin zu Waschmaschinen.

China unternimmt seinerseits zunehmend Anstrengungen, um seine eigene Technologie zu schützen. Peking hat seine Autohersteller nachdrücklich darauf hingewiesen, dass fortschrittliche Technologien für Elektrofahrzeuge im Land bleiben müssen, wobei wichtige Komponenten im Land hergestellt und dann zur Endmontage in Fabriken in der ganzen Welt verschifft werden. Peter Mandelson, ehemaliger EU-Handelskommissar und Mitbegründer des Beratungsunternehmens Global Counsel, sagte in einem Interview in Hongkong: 

"Es hat einen Bruch gegeben. Das ist ein sehr starker Gegenwind für die Weltwirtschaft, und internationale Unternehmen müssen sich darauf einstellen."

All dies bedeute, dass es für globale Unternehmen schwieriger werde, sowohl in den USA als auch in China tätig zu sein, fasste Mandelson zusammen.

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