Frankreich gibt Nordafrika auf

Frankreich zieht seine Truppen aus Nordafrika zurück. Bemerkenswert, denn Nordafrika ist der einzige Ort, der der EU potentiell für geopolitische Machtprojektionen zur Verfügung steht.

Zeitlich liegt diese Entscheidung nach der Klärung der Verhältnisse in Libyen, die nicht zu Gunsten der EU ausgefallen ist. In Libyen herrschen jetzt Putin und Erdogan, und mit beiden hat es sich die EU verscherzt. Die Gebiete, aus denen sich Frankreich zurückzieht, liegen geographisch hinter Libyen (von der EU aus gesehen), in militärischer Hinsicht also abgeschnitten von der EU.

Wenn man den zeitlichen Horizont etwas weiter fasst, passieren diese Ereignisse, nachdem Ende 2019 die große Afrika-Konferenz in Russland stattgefunden hat. Alle afrikanischen Staaten waren dort vertreten. Solche Konferenzen finden nicht zum Spaß statt, schon gar nicht in einer Phase, in der sich die Welt geopolitisch neu sortiert. Auf dieser Konferenz wurde beschlossen, welche afrikanischen Staaten ins russische Lager wechseln. Die Folgen dieser Beschlüsse sehen wir gerade und werden wir noch mehr in den kommenden Jahren sehen.

Yurasumy hat sich zum französischen Rückzug geäußert und berichtet unter anderem folgendes:

  • Afrika ist die letzte unerschlossene Fundgrube für Bodenschätze und auch der große Wachstumsmarkt und Wachstumsmotor der (nicht mehr fernen) Zukunft. Um afrikanische Ressourcen und um den wachsenden afrikanischen Markt werden sich alle geopolitischen Spieler prügeln.
  • Die geopolitischen Mächte lassen sich bezüglich Afrika in zwei Kategorien einteilen: solche, die dort Einfluss haben und solche, die dort Einfluss haben wollen und die Platzhirsche herausfordern.
  • China hat im Vergleich zu Russland ungleich höheres Potential bei Investitionsmöglichkeiten (sprich: viel mehr Geld, das sie in Afrika reinstecken können). Russland hat im Gegenzug viel bessere Möglichkeiten, afrikanischen Staaten Sicherheit zu bieten.
  • Auch Russland und China können in Afrika in Interessenkonflikte geraten. Das wird aktuell friedlich aufgeteilt. Tendenziell ist es so, dass China die Briten verdrängt und Russland die Franzosen.
  • Russland erobert sich gerade die Zentralafrikanische Republik und die Sahelzone von den Franzosen.
  • In der Zentralafrikanischen Republik haben die Franzosen die Opposition massiv unterstützt, u.a. militärisch; 2019 war die Regierung dem Sturz nahe und kontrollierte nur noch einen Bruchteil des Staatsterritoriums. Dann folgte die militärische Kooperation mit Russland und seitdem ist die zentralafrikanische Regierung dabei, sich die Kontrolle über das Land zurück zu erobern. Diese erfolgreiche Vertreibung der Franzosen durch Russland in führte dazu, dass auch die anderen Staaten der Sahelzone eine solche Kooperation mit Russland anstreben.
  • Eines der Länder, die Frankreich verlieren kann, ist Niger. Aus den Uran-Minen dieses Landes bezieht Frankreich einen Großteil des Rohstoffs für seine Atomreaktoren, die wiederum drei Viertel des französischen Stroms produzieren. Für zukünftige Uran-Lieferungen darf sich Frankreich dann in russische oder chinesische Abhängigkeit begeben.
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