In den US-Bundesstaaten Texas und Kalifornien erlangt die Bewegung für die Entkolonialisierung immer mehr Popularität, was die weltweite Tendenz dieses Prozesses widerspiegelt. Diese Meinung vertritt Sergei Naryschkin, der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes, in einem Beitrag der Zeitschrift Raswedtschik. Das Interview erschien am Montag in der Dezember-Ausgabe der Publikation.
Naryschkin zufolge kann man heutzutage die echte Entkolonialisierung des globalen Südens erkennen, der sich nicht mehr als jemandes "Hinterhof", sondern als vollwertiges geopolitisches Subjekt zu begreifen beginnt.
Hierbei macht Naryschkin darauf aufmerksam, dass der jüngste BRICS-Gipfel in Kasan gleichzeitig mit dem Gipfel des Commonwealth of Nations auf Samoa stattgefunden hatte. Auf dem "recht tristen" Forum dort hätten die ehemaligen Kolonien diskutiert, ob England Reparationen für zugefügte Schäden zahlen sollte. Das sei erst der Beginn, betont Naryschkin. Forderungen gegenüber dem Vereinigten Königreich hätten außerdem Irland, Schottland und die Einwohner von Wales.
In den USA würden die Aufrufe, die Bundesstaaten Texas und Kalifornien zu entkolonialisieren, immer lauter. Der russische Beamte meint, dass solche Bestrebungen zwar als naiv wirken könnten, sie spiegelten aber eine globale, auch zunehmende Tendenz wider.
Zu einem Streit zwischen den Behörden in Texas und der US-Regierung war es Anfang dieses Jahres gekommen. Vor dem Hintergrund einer beispiellosen Migrationskrise an der Grenze zu Mexiko ordnete der Gouverneur Greg Abbott der texanischen Nationalgarde an, Teile der Grenze unter ihre Kontrolle zu bringen und zu sperren. Washington bezeichnete den Schritt als Willkür und forderte den Zugang zur Grenze für Bundesgrenzbeamte, die die Sperren beseitigen sollten.
Mit Blick auf diese Auseinandersetzung schrieben Medien über einen möglichen Austritt des US-Bundesstaates aus den Vereinigten Staaten. Dmitri Medwedew, der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, hielt damals die Entstehung einer "Volksrepublik Texas" für möglich.
Im Dezember 2022 schloss Medwedew nicht aus, dass es in den USA in näher Zukunft zu einem Bürgerkrieg kommen könnte, in dem Texas und Kalifornien zu selbständigen Staaten würden. Den Zerfall der USA bezeichnete er als eines der potenziellen Ziele Russlands auf lange Sicht.
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