Prof. John Mearsheimer im Interview: Trump gegen das Establishment – Was ich Lawrow sagen würde

In einem aufschlussreichen Interview mit Judge Andrew Napolitano spricht der renommierte Politikwissenschaftler John Mearsheimer über die geopolitischen Herausforderungen der USA – von der bedingungslosen Unterstützung Israels bis hin zu Donald Trumps Versuch, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Mearsheimer analysiert die Macht der Israel-Lobby, die Aussichten eines Friedensabkommens zwischen den USA und Russland und warum Selenskyj sich weigert, die Realität anzuerkennen. Zudem erklärt er, warum Europa weiter auf Konfrontation mit Russland setzt, während Trump eine neue Sicherheitsordnung für Europa anstrebt.

Interview mit John Mearsheimer: US-Außenpolitik, Israel-Gaza und Ukraine-Konflikt

Israel und Gaza: Netanyahu setzt auf volle Unterstützung der USA

Judge Napolitano: Am Sonntagabend kündigte der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu an, dass er die Versorgung Gazas mit Wasser, Nahrung und medizinischen Hilfsgütern verweigern werde. Kurz darauf rief ihn Steve Whitkoff, Trumps Sondergesandter, an und forderte ihn auf, diese Maßnahmen zu mildern. Daraufhin kündigte Netanyahu stattdessen an, nun auch den Strom für Gaza abzuschalten. Glaubt er wirklich, dass er damit durchkommt?

John Mearsheimer: Ja, absolut. Netanyahu bekommt immer seinen Willen in den USA. Wenn er in Israel in Schwierigkeiten gerät, reist er in die USA, trifft sich mit dem Präsidenten oder hält eine Rede vor dem Kongress, um seine politische Stellung in Israel zu stärken. Er befindet sich in einer Win-Win-Situation.

Napolitano: Warum folgt Donald Trump dieser Linie, obwohl er sich sonst gegen das außenpolitische Establishment auflehnt?

Mearsheimer: Wegen der Israel-Lobby. Die USA haben eine „besondere Beziehung“ zu Israel, die historisch beispiellos ist. Israel ist aus strategischer Sicht eine Last für die USA und begeht derzeit einen Völkermord in Gaza – doch wir unterstützen es bedingungslos. Eine liberale Demokratie wie die USA sollte so ein Verhalten nicht tolerieren.

Napolitano: Gestern erklärte Außenminister Marco Rubio vor dem Kongress, dass Israel sich in einem Notfall befinde, weshalb 4 Milliarden Dollar an Militärhilfe sofort bereitgestellt werden müssten – ohne Genehmigung des Kongresses. Ich halte das für Meineid.

Mearsheimer: Das ist reine Lüge. Es gibt keine Notlage für Israel, aber solche Falschdarstellungen sind alltäglich. Die Berichterstattung über Israel in den großen US-Medien ist absurd verzerrt.

Gibt es eine organisierte Opposition gegen Israel im Nahen Osten?

Mearsheimer: Nein, die meisten arabischen Staaten haben die Palästinenser längst im Stich gelassen. Die einzigen ernst zu nehmenden Gegner Israels sind Iran, die Hisbollah und die Huthis.

Napolitano: Colonel McGovern glaubt, dass Ägypten und die Türkei unter massivem Druck ihrer Bevölkerung stehen, militärisch gegen Israel einzugreifen. Er behauptet, Ägypten habe große Mengen an Panzern im Sinai stationiert.

Mearsheimer: Das mag sein, aber militärisch haben sie keine Chance gegen Israel. In den Kriegen von 1956, 1967 und 1973 haben die Israelis Ägypten bereits besiegt. Zudem steht die USA hinter Israel – sollte es zu einem Krieg kommen, würden die Amerikaner sofort eingreifen.

Ukraine-Krieg: Trump will Frieden – Selenskyj blockiert

Napolitano: Glaubt der ukrainische Präsident **Selenskyj wirklich, dass er Russland besiegen kann? Oder fürchtet er, dass eine Verhandlung sein Ende bedeutet?

Mearsheimer: Es geht nicht um eine „Waffenruhe“, sondern um einen Friedensvertrag nach russischen Bedingungen, den die USA derzeit mit Russland verhandeln. Selenskyj lehnt dies kategorisch ab, da er damit russische Gebietsgewinne anerkennen müsste, einschließlich der Annexion von vier ukrainischen Regionen und der Krim. Zudem müsste die Ukraine neutral und entmilitarisiert werden.

Doch diese Bedingungen werden kommen – ob mit oder ohne Selenskyj. Er will es nur nicht wahrhaben. Die USA, die EU und die Ukraine konnten Russland nicht auf dem Schlachtfeld besiegen. Ohne US-Unterstützung haben die Europäer allein keine Chance gegen die russische Kriegsmaschinerie.

Napolitano: Warum versuchen europäische Staatschefs wie der britische Premierminister Keir Starmer, die Ukraine weiter zu unterstützen? Sie haben sich in London getroffen und eine Finanzierung aus eingefrorenem russischen Vermögen sowie eine mögliche Stationierung britischer Truppen angekündigt.

Mearsheimer: Das ist reiner Wahnsinn. Russland hat klar gesagt, dass britische oder französische Soldaten in der Ukraine ein Kriegsgrund sind. Die Russen würden auf sie schießen. Doch viele europäische Politiker sind so tief in den Ukraine-Krieg verstrickt, dass sie keinen Ausweg sehen.

Napolitano: Warum hält Trump an seinem Friedenskurs fest?

Mearsheimer: Trump hat diesen Krieg nicht begonnen und ist nicht Teil des politischen Establishments, das für ihn verantwortlich ist. Sowohl die Republikaner als auch die Demokraten sind zutiefst in den Konflikt verwickelt und möchten kein Scheitern eingestehen. Doch Trump hat diese Altlast nicht – er kann sagen: „Ich beende diesen Krieg.“

Lindsey Grahams Meinungsumschwung zur Ukraine

Napolitano: Lindsey Graham, einer der lautstärksten Unterstützer der Ukraine, hat plötzlich seine Meinung geändert. Im letzten Jahr lobte er die Ukraine für ihre Erfolge gegen Russland, doch jetzt sagt er, Selenskyj müsse zurücktreten.

Mearsheimer: Viele Republikaner stellen sich nun hinter Trump, weil sie sehen, dass er die Partei dominiert. Die Demokraten hingegen kritisieren ihn. Trump hat beschlossen, den Krieg zu beenden – und er wird sich nicht beirren lassen.

Russland als neuer Partner der USA?

Napolitano: Außenminister Sergej Lawrow sagte kürzlich, dass die USA Frieden wollen, während Europa weiter Krieg fordert.

Mearsheimer: Lawrow hat recht. Trump will die Beziehungen zu Russland verbessern und eine neue Sicherheitsordnung für Europa schaffen. Er ist in dieser Hinsicht kein Kriegstreiber, sondern ein Friedensstifter – zumindest, was Europa betrifft.

Napolitano: Warum hassen so viele Amerikaner Russland?

Mearsheimer: Drei Gründe:

  1. Russland hat sich den USA widersetzt – erst in Georgien 2008, dann in der Ukraine.
  2. Viele Demokraten machen Russland für Trumps Wahlsieg 2016 verantwortlich.
  3. Ideologische Differenzen – Russland lehnt die westliche LGBTQ-Agenda ab, während die USA (insbesondere die Demokraten) dies als Menschenrechtsfrage sehen.

Fazit: Trump wird den Krieg in der Ukraine beenden – gegen den Widerstand Europas

  • Trump setzt sich für einen Friedensdeal mit Russland ein, auch wenn Selenskyj und viele Europäer ihn ablehnen.
  • Die USA und Russland werden direkt verhandeln – ohne die Ukraine und Europa.
  • Trump will Europa stabilisieren, während die EU weiter auf Konfrontation setzt.
  • Im Nahen Osten bleibt er jedoch auf Israels Linie, da er die Israel-Lobby nicht verärgern will.
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