Pepe Escobar
Niemand hat je Geld verloren, wenn er auf die völlig verrückte „Politik“ der wild kläffenden baltischen Chihuahuas gewettet hat. Ihr neuester Zug: den Versuch, die Ostsee in einen NATO-See zu verwandeln.
Die Vorstellung, dass ein Haufen russenfeindlicher Unterorganisationen in der Lage sein könnte, die russische Supermacht aus der Ostsee zu vertreiben oder gar eine Bedrohung für St. Petersburg darzustellen, ist nicht einmal karikaturistisch zu nennen. Doch genau das ist Teil der neu geformten NATO-Obsessionen, deren kriegstreiberische „Vorhut“ nun entlang der Achse London–Warschau–Baltikum–Chihuahuas–Ukraine operiert.
Was aus der „Rumpf-Ukraine“ nach dem Ende des Krieges wird – wann auch immer das sein mag, vielleicht nicht einmal 2025 –, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch: Sollte die Ukraine ausscheiden, in welcher Form auch immer, wird Rumänien ihren Platz einnehmen.
Die gesamte Wahlfarce in Rumänien – einschließlich der Dämonisierung des Spitzenkandidaten Călin Georgescu – dreht sich letztlich um den Ausbau des Mihail-Kogălniceanu-Stützpunkts, der zum größten NATO-Militärstützpunkt Europas werden soll.
Es geht also einmal mehr um das Schwarze Meer. Die NATO sieht hier weit bessere Aussichten, Verwüstung anzurichten, als mit dem Versuch, über die baltischen Chihuahuas die Ostsee zu monopolisieren.
Das Schwarze Meer als geostrategischer Brennpunkt
Ilja Fabritschnikow, Mitglied des russischen Rates für Außen- und Verteidigungspolitik, hat dazu einen bemerkenswerten Aufsatz veröffentlicht, der sich im Wesentlichen auf das Schwarze Meer konzentriert (eine Kurzfassung erschien in der Tageszeitung Kommersant).
Seine Argumentation: Aus Sicht der EU/NATO ging es in der Ukraine-Krise primär darum, ihre militärische, politische und wirtschaftliche Infrastruktur näher an Russland heranzuführen. Insbesondere sollte der strategische Schwarzmeer-Handelskorridor – der entlang der Route Odessa–Danzig problemlos nach Norden erweitert werden kann – unter vollständige Kontrolle gebracht werden. Dies sollte den Zugang zu den Wirtschaftsräumen Asiens und Nordafrikas erleichtern und es ermöglichen, Russland Bedingungen für die Lieferung von Öl, Gas und anderen für die europäische Wirtschaft essenziellen Ressourcen zu diktieren.
Doch dieses gezielte Machtspiel – mit der Ukraine als Instrument – löst sich in Echtzeit auf. Ein Ersatz muss her. Währenddessen führen die kriegstreiberischen Eurokraten mit ihrer Orwellschen „Frieden ist Krieg“-Rhetorik eine Kampagne aus endlosen Sanktionen und Waffenlieferungsversprechen für Kiew.
Ein Brüsseler Vasallenprojekt
Diese Entwicklungen sind klassische Brüsseler Vasallenpolitik – trotz der Tatsache, dass die „giftige Medusa“ von der Leyen als EU-Kommissionschefin und „Rutti-Frutti“ als designierte NATO-Chefin im Grunde von Washington und London ernannt wurden.
Europa hat bereits weitaus mehr militärisch-politische Mittel in das schwarze Loch Ukraine gepumpt als die USA. Der Grund dafür ist simpel: Für die EU gibt es keinen Plan B, außer der „strategischen Niederlage Russlands“.
Das aggressive EU/NATO-Machtspiel im Schwarzen Meer macht eine russische Verbindung zu Transnistrien immer wahrscheinlicher. Ob das bereits Teil der russischen Strategie ist, kann letztlich nur Präsident Putin beantworten.
Neonazis bombardieren Pipelines
Der russische Geheimdienst weiß genau, dass sich die Europäer längst ihre Anteile an der Ukraine gesichert haben – von Häfen bis zu Rohstoffminen. Besonders die Briten sind über den MI6 den Kontinentaleuropäern, insbesondere Deutschland, weit voraus.
Das hängt eng mit einem dubiosen „Waffen-gegen-Metalle“-Deal zusammen, den Trump 2.0 mit dem illegitimen Sweatshirt-Darsteller abgeschlossen hat, der sich in Kiew zum Gangster gewandelt hat. Trump geht es dabei nur um eines: das Geld der USA zurückzubekommen – egal, ob die Gesamtrechnung 500 Milliarden Dollar oder weit weniger beträgt.
In dieses geopolitische Kabuki mischt sich nach der Verhängung des Kriegsrechts die wahre Macht in Kiew ein: der Nationale Verteidigungs- und Sicherheitsrat der Ukraine. Dieser nicht gewählte, faktisch illegale Akteur trifft seit einiger Zeit keine eigenen Entscheidungen mehr – stattdessen erlässt sie der ehemalige Leiter des ukrainischen Auslandsgeheimdienstes, Oleksandr Lytvynenko.
Es war dieser Rat, der am 17. Februar die Bombardierung der Pipeline des Kaspischen Pipeline-Konsortiums (CPC) anordnete. Diese Pipeline verbindet Kasachstan mit Noworossijsk und exportiert große Mengen kasachischen und russischen Öls.
Brisant: Zu den Anteilseignern gehören die italienische ENI (2 %), Caspian Pipeline Co. (ExxonMobil, 7,5 %) und das Caspian Pipeline Consortium (Chevron, 15 %).
Mit anderen Worten: Die „integralen Nationalisten“ – ein Euphemismus für Neonazis in Kiew – haben beschlossen, eine teilweise in amerikanischem Besitz befindliche Anlage zu bombardieren. Das wird nicht ohne Konsequenzen bleiben.
Seltene Erden als geopolitisches Schachspiel
Ein weiteres Problem: Putins jüngstes Interview mit Channel One hat für Unruhe gesorgt. Russland, so erklärte er, verfüge über weit größere Vorkommen Seltener Erden als die Ukraine – und sei „bereit, mit unseren ausländischen Partnern, einschließlich der USA, zusammenzuarbeiten“, um diese Ressourcen zu erschließen.
Das ist klassisches Putin’sches Sun-Tzu-Denken: Die Amerikaner werden in der künftigen Rumpf-Ukraine keine Seltenen Erden abbauen können – weil es dort schlicht keine gibt. Aber sie könnten Partner Russlands in Noworossija werden.
Die roten Linien Russlands
All das würde eine solide amerikanisch-russische Verhandlung über die Ukraine voraussetzen. Doch das Team Trump 2.0 scheint die echten roten Linien Moskaus immer noch nicht zu begreifen:
- Kein „vorübergehender Waffenstillstand“ entlang der Frontlinie.
- Kein Handel mit neuen, auf dem Schlachtfeld erworbenen Territorien.
- Keine NATO- oder EU-„Friedenstruppen“ an Russlands westlichen Grenzen.
Putin verunsichert Trump
So wie die Dinge stehen, bleiben Washington und Moskau durch einen tiefen Abgrund getrennt.
Mr. Disco Inferno (Trump) kann sich keine ernsthaften Zugeständnisse leisten – denn das würde die strategische Niederlage des „Imperiums des Chaos“ offiziell machen und das Ende der unipolaren Hegemonie einläuten.
Putin hingegen wird seine hart errungenen Erfolge nicht leichtfertig abgeben. Die russische Öffentlichkeit erwartet nichts anderes. Russland hält alle Trümpfe in der Hand.
Die EU/NATO wird niemals ihre eigene, selbstverschuldete strategische Niederlage eingestehen. Daher kommen diese Ostsee-/Schwarzmeerträume – verbunden mit der Illusion, Chinas Neue Seidenstraßen zu stören und Russland „zu isolieren“.
Putin setzt derzeit auf maximalen Realismus. Er erklärte kürzlich: „Der erste Schritt sollte darin bestehen, das Vertrauen zwischen den USA und Russland zu stärken. Ohne dieses Fundament lassen sich keine Probleme lösen – auch nicht die komplexe Ukraine-Krise.“
Doch Vertrauen ist in dieser geopolitischen Landschaft ein seltenes Gut. Die russische Öffentlichkeit fragt sich bereits, ob nach elf Jahren eines brutalen Stellvertreterkriegs mit dem Imperium des Chaos eine Partnerschaft in strategischen Industrien denkbar ist.
Oder ob Putin einfach nur Trump mit einem unerwarteten Sun-Tzu-Gambit verwirrt.
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