Lawrow: "Wir wissen bis heute nicht, was die Deutschen mit Nawalny gemacht haben"

Im Interview, das der US-Journalist Tucker Carlson mit Russlands Außenminister Sergei Lawrow am 4. Dezember führte, kam die Rede auch auf die Umstände des Todes des oppositionellen Bloggers Alexei Nawalny.

Lawrow sprach das Thema selbst an, nachdem er berichtet hatte, dass alles Drängen Russlands auf eine Aufklärung des Vorfalls in Butscha auf taube Ohren stoße: Man bekomme weder die Namen der Menschen, deren sterbliche Überreste dort angeblich aufgefunden wurden, noch die Ergebnisse etwaiger rechtsmedizinischer Untersuchungen. Genauso, sprach Lawrow, verhalte es sich mit der medizinischen Diagnose Nawalnys und den ärztlichen Befunden, die es im Laufe seiner Behandlung in einem Berliner Krankenhaus im Herbst 2020 gegeben haben muss.

Der Außenminister rekapitulierte die äußeren Abläufe der Nawalny-Affäre: Dem Oppositionellen wurde während eines Inlandsfluges über Russland schlecht, das Flugzeug führte eine Notlandung aus, ihm wurde in Omsk das Leben gerettet, woraufhin das politische Berlin auf einer Behandlung in Deutschland bestanden habe. Moskau habe eingewilligt, Nawalny wurde nach Berlin gebracht.

"Und dann sprachen die Deutschen darüber, dass wir ihn vergiftet hätten", rief Lawrow in Erinnerung und fuhr fort:

"Wir fragten nach den Testergebnissen. Sie (die Deutschen) antworteten: 'Nein, wir geben es der OPCW.' Wir wandten uns an diese Organisation, wo wir Mitglied sind, und sagten: 'Zeigt uns die Laborergebnisse, es ist unser Staatsbürger, wir werden beschuldigt, ihn vergiftet zu haben.' Als Antwort hörten wir: 'Die Deutschen sagten uns, wir sollten es euch nicht zeigen.' Im zivilen Krankenhaus wurde nichts gefunden, und die Ansage, dass er (Nawalny) vergiftet worden war, gab es, nachdem er in einem militärischen Hospital behandelt worden war, im Bundeswehrkrankenhaus."

An dieser Stelle fragte Carlson: "Wie starb Nawalny?"

Lawrow: "Er starb, als er eine Freiheitsstrafe in Russland verbüßte. Aber darüber wurde auch berichtet, er fühlte sich immer wieder mal schlecht. Das war ein weiterer Grund, warum wir in Deutschland weiter nachfragten, ob sie uns ihre Befunde zeigen. Denn wir (russische Ärzte) hatten nicht gefunden, was sie (die Deutschen) fanden. Ich weiß nicht, was sie ihm angetan haben."

Carlson: "Was die Deutschen ihm angetan haben?"

Lawrow:  "Ja, weil sie erklären es niemandem, uns eingeschlossen ... Nun, vielleicht haben sie es den US-Amerikanern erklärt, vielleicht ist es sogar glaubwürdig. Aber uns haben sie bis heute nicht erklärt, wie sie ihn behandelt haben, was sie gefunden haben und welche Methoden zur Anwendung kamen."

Carlson: "Was denken Sie, wie er starb?"

Lawrow: "Ich bin kein Arzt. Um überhaupt Hypothesen aufzustellen, braucht jedermann, sogar Ärzte, Informationen. Und wenn die Person zur Behandlung nach einer Vergiftung nach Deutschland verbracht wurde, dürfen die Laborergebnisse nicht geheim bleiben. Wir bekommen bis heute nichts Glaubwürdiges zum Schicksal von Sergei Skripal und seiner Tochter. Wir erhalten keine Informationen. Er ist unser Staatsbürger, sie ist unsere Staatsbürgerin, wir haben also jedes Recht dazu."

RT DE wird im Laufe des Tages eine Vollversion des Carlson-Interviews mit Lawrow mit deutscher Übersetzung veröffentlichen. Die Stelle, an der es um Nawalny und die Umstände seines Todes geht, findet sich etwa in der Mitte des Interviews.

Mehr zum Thema – Russland auf OPCW-Tagung zur Causa Nawalny: Deutschland verhindert aktiv die Aufklärung des Falles

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