Vielleicht war es ein kleiner Scherz am Krampus-Tag, aber wenn man dem politisch streng korrekten Medium „Der Standard“ vom 5. November Glauben schenken darf, dann hat der löbliche Vorsitzende des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC), Ariel Muzicant, den Präsidenten des Nationalrates Walter Rosenkranz zum Rückzug von diversen Funktionen (Vorsitzender des Nationalfonds, des Friedhofsfonds und des Wiesenthal-Preises) aufgefordert. Weil er, Rosenkranz, die von Muzicant geforderten Bedingungen nicht erfülle.
Aufforderungen von religiöser Seite an staatliche Würdenträger sind nicht akzeptabel
Wie bekannt, berief unlängst eine große Mehrheit der Abgeordneten Walter Rosenkranz in das Amt des Präsidenten des Nationalrates. Herrn Muzicant sei natürlich die Ansicht unbenommen, jemanden für eine Aufgabe als genügend qualifiziert zu halten oder eben nicht. Vorausgesetzt, er äußert sich als Privatperson. Falls der Vorsitzende des EJC jedoch in seiner Funktion als Oberhaupt einer religiösen Gesellschaft auftritt, so ist er daran zu erinnern, dass in Österreich eine Trennung von Staat und Religion besteht. Mit anderen Worten: Keine der beiden Seiten mischt sich in die inneren Belange der anderen ein.
Es drängt sich ein kühner Gedanke auf: Verwechselt Herr Muzicant Österreich mit der Islamischen Republik Iran? Dort entscheidet ein religiöser Wächterrat mit einem Ayatollah an der Spitze in letzter Instanz über politische Fragen. Sogar der Staatspräsident und die Regierung in Teheran sind jenem Gremium unterstellt.
In Österreich gilt, anders als im Iran, für jeden Bürger das Gebot, wachsam zu sein und Einmischungen von religiöser Seite klar zurückzuweisen. Demokratisch gewählte Amtsträger und deren Aufgabenbereiche stehen nicht zur Disposition.
Dieser Beitrag erschien auf ZURZEIT (Autor: E.K.-L., unserem Partner in der EUROPÄISCHEN MEDIENKOOPERATION
Anm.: Ariel Muzicant (* 12. Februar 1952 in Haifa, Israel) ist ein österreichischer Unternehmer. Er ist Interimspräsident des Europäischen Jüdischen Kongresses und Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses. Von 1996 bis 1998 war er Präsident der B’nai B’rith Zwi Perez Chajes und einer der Initiatoren der Zwi-Perez-Chajes-Schule. Von 1998 bis 2012 war er Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Quelle: Wikipedia
Die im Artikel oben geäußerten Forderungen sind vor dem Hintergrund zusehen, dass Muzicant, sagen wir so, nicht gerade ein Freund der FPÖ ist. So geriet Muzicant 2009 in die Schlagzeilen, nachdem er den FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl mit Joseph Goebbels verglichen hatte. Ein Freund Jörg Haiders war er auch nicht. Dieser verlautete in Anspielung auf die bekannte Waschmittelmarke Ariel vor laufender Kamera: „ … der Herr Ariel Muzicant: Ich verstehe überhaupt nicht, wie wenn einer Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben kann …“
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