Antarktis: Flache-Erde- und Eiswand-Theorie

Hieronymus Bosch, ein niederländischer Maler der Spätgotik, stellte Ende des 15. Jahrhunderts die Erde auf einem Ölgemälde als Scheibe dar, die in einer transparenten Sphäre im Universum schwebt. Bosch war nicht der Einzige, der geglaubt hat, dass die Erde flach ist.(Auszug aus dem Buch „Antarktis: Hinter der Eiswand“)

Vor allem in Mesopotamien und bei den frühgriechischen Philosophen Anaximander und Hekations finden sich verschiedene Scheibenmodelle. Sogar im Alten Testament sind unter den Varianten älterer Mythen Fragmente des mesopotamischen Scheibenbildes zu finden. (Erwischt! „Old World“, Eiswall und Flache Erde-Theoretiker lügen in den Sozialen Medien! (Video))

In der nordischen Mythologie wird Midgard, so die germanische Bezeichnung für die Erde, als Scheibe in einem riesigen Meer beschrieben, in dem die Midgardschlange lebt.

Viele Menschen hatten sogar noch bis weit in die Neuzeit Angst vor weiten Reisen, weil sie glaubten, am Rand der Scheibe in den Abgrund zu stürzen.

Die Erde in Form einer Kugel wurde in der Antike vor allem Pythagoras und dem mythischen König Atlas von Mauretanien zugeschrieben.  Aber auch der antike griechische Philosoph Platon ging von der Globusform aus.

Abb. 130: „Kreation“ oder „Die Erschaffung der Welt“ von Hieronymus Bosch, zwischen 1480 und 1490

Sein Schüler Aristoteles nannte dafür in seiner im 4. Jahrhundert v. Chr. entstandenen Schrift „Über den Himmel“ drei gute Gründe:

„Sämtliche schweren Körper streben zum Mittelpunkt des Alls. Da sie dies von allen Seiten gleichmäßig tun und die Erde im Mittelpunkt des Alls steht, muss sie eine kugelrunde Gestalt haben.

In südlichen Ländern erscheinen südliche Sternbilder höher über dem Horizont.

Der Erdschatten bei einer Mondfinsternis ist stets rund.“

Noch in der Spätantike wurde die Globusform der Erde vor allem von christlichen Autoren in Frage gestellt. Der lateinische Rhetoriklehrer und christliche Apologet Lucius Lactantius fand die Vorstellung, dass die Erde eine Kugel ist, allein schon deshalb verstörend, weil seiner Auffassung nach die Menschen auf dem Kopf stehen und der Regen von unten nach oben fallen würde. (Antarktis: Hinter der Eiswand – Die Länder des Mars: 178 Welten unter einer Kuppel)

Lactantius fand mit seiner Flachen-Erde-Theorie erst im Zeitalter des Humanismus Gehör und Beachtung. Wer es hingegen heute wagt, die Globus-Theorie in Frage zu stellen, gilt gemeinhin nicht nur als Verschwörungstheoretiker, sondern auch als Wissenschaftsleugner.

Spätestens seit 2015 lebt die Diskussion der Flachen-Erde-Theorie wieder auf. Laut einer im Jahr 2018 in den Vereinigten Staaten durchgeführten Umfrage ist ein Sechstel der Bevölkerung nicht hundertprozentig von der Globusform überzeugt. Eine Umfrage in Brasilien kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Hier lehnen sieben Prozent der Bevölkerung die Kugelform ab.

Zahlreiche Vertreter der Flache-Erde-Theorie behaupten, dass die Versuche, die Antarktis zu umrunden, allein nur aufgrund der massiven Eisbarriere gescheitert seien, die die flache Erde umgibt.

Abb. 131: Seite aus dem Buch „Zetetic Astronomy: Earth Not A Globe“

Davon war auch der britische Autor Samuel Rowbotham (1816-1884), Gründer der Zetetic Society, ein Vorläufer der Flat Earth Society, überzeugt. In seinem 1849 unter dem Pseudonym „Parallax“ veröffentlichten Werk „Astronomy: A Description of Several Experiments which Prove that the Surface of the Sea is a Perfect Plane and that the Earth is not a Globe!“ geht Rowbotham von der Theorie aus, dass der Nordpol das Zentrum der Welt ist, die Antarktis die Ränder, die in Form riesiger Eiswände verhindern, dass Schiffe und Menschen am Ende des Horizonts von der Erde fallen. Außerdem behauptet der britische Autor, dass die Sonne weniger als 6.400 Kilometer von London entfernt sei.

Der Hauptbeweis, den Parallax für die Flachheit der Erde anführt, betrifft, wie der Untertitel andeutet, Experimente. Nun ja, tatsächlich gibt es Beobachtungen, die auf verschiedene Weise zeigen, dass die Oberfläche von stehendem Wasser nicht konvex ist, dass der Horizont immer horizontal ist, dass die Erdoberfläche für Ballonfahrer konkav erscheint und so weiter. Der Hauptbeweis, den er für die Existenz einer Eisbarriere am Rande der Welt anführt, ist jedoch die Unfähigkeit der Seefahrer, den Polarkreis zu umrunden.

Abb. 132: Samuel Rowbothams vorgeschlagene Weltkarte aus „Zetetic Astronomy: Earth Not a Globe“ (1865)

Dass der Süden ein riesiger Ring oder eine Gletschergrenze ist, geht aus der Tatsache hervor, dass innerhalb des antarktischen Kreises die erfahrensten, wissenschaftlichsten und kühnsten Seefahrer bei ihren Versuchen, ihn auf direktem Weg vollständig zu umsegeln, gescheitert sind. Aber wenn die südliche Region wie der Norden ein Pol oder Zen-trum wäre, wäre es kaum schwierig, sie zu umrunden, da die Entfernung um sie herum vergleichsweise gering wäre. Wenn man sieht, dass die Erde keine Kugel, sondern eine Ebene ist, die nur einen Mittelpunkt hat, den Norden; und dass der Süden die weite eisige Grenze der Welt ist, sind die Schwierigkeiten, mit denen Weltumsegler konfrontiert sind, leicht verständlich.

Parallax räumte jedoch ein, dass „wie weit sich die südliche Eisregion horizontal erstreckt“ eine Frage sei, „die noch nicht beantwortet werden kann“ und dass „es keine praktischen Beweise für die Ausdehnung des südlichen Eises gibt“. Ungeachtet der Existenz dieser offenen Fragen und des Nichtvorhandenseins tatsächlicher Beobachtungen einer solch praktischen Barriere, wurde die südliche Eisbarriere von Parallax bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts unter Flacherdlern zur allgemeinen Weisheit.

So stimmte beispielsweise Parallax‘ Schüler John Hampden (1819-1891) zu, dass die Erde eine flache Scheibe sei, die von riesigen Eisbergen begrenzt sei. Christine Garwood sagt in ihrem Buch „Flat Earth“ (2007), dass Hampden die Hölle jenseits der Eisbarriere lokalisierte, was eine Doktrin ist, die ich bei Parallax nicht sehe.

 

Es war übrigens Hampden, der 1870 die britische Wissenschaftsgemeinschaft dazu aufforderte, die „Rundheit“ der Erde zu beweisen. Kein Geringerer als Al-fred Russel Wallace akzeptierte dies und gewann schließlich 500 Pfund von Hampden, der sich jedoch weigerte, seine Niederlage anzuerkennen.

Wallace wusste, dass Dichteänderungen in der Luft direkt über dem Wasser dazu führen können, dass das Licht zum Boden hin gebogen wird, sodass Beobachter Objekte jenseits des Horizonts sehen können. Um die Krümmung der Erde zu demonstrieren, platzierte Wallace eine Reihe von Scheiben auf Säulen entlang des Wasserkanals. Von einem Ende aus gesehen erscheinen die Scheiben in der Mitte des Kanals etwas höher als die übrigen Scheiben, während die Scheiben am anderen Ende etwas niedriger erscheinen. So vermied er mit seinen physikalischen Kenntnissen die Fehler früherer Experimente und gewann die Wette.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubte auch Wilbur Glenn Voliva (1870-1942) an eine südliche Eisbarriere, wie aus einer Karte hervorgeht, die in den Schulen von Volivas Heimat Zion, Illinois, verwendet wurde. Garwood zitiert eine banale Metapher, die er gegenüber Reportern verwendete: Die Erde sei wie „ein Steak auf einem runden Teller, umgeben von einem Rand aus Kartoffelpüree“. Aber es besteht keine Hoffnung, das Kartoffelpüree zu entdecken, denn „das Wetter ist zu kalt und würde jeden dummen Reisenden davon abhalten, zu weit zu gehen“.

Abb. 133: Karten-Konzept von Voliva

Früher dachte ich, dass Samuel Shenton (1903-1971), der 1956 die International Flat Earth Research Society gründete, die Ausnahme sei. Er glaubte, dass die Erde auf dem Boden einer tiefen Grube in einer endlosen Ebene schwebte, und so nahm ich an, dass die Wände der Grube, und nicht eine Barriere aus Eis, die Ozeane auf der Erde hielten. Bei einer Untersuchung stellte sich jedoch heraus, dass auch Shenton glaubte, dass es rund um die Erde eine Barriere aus Eis gäbe, vermutlich zwischen der Erde und den Wänden der sie umgebenden Grube.

Charles K. Johnson (1924-2001), der Präsident der International Flat Earth Research Society, akzeptierte ebenfalls die Existenz einer südlichen Eisbarriere. Laut Garwood dachte Johnson, die Barriere sei „150 Meter hoch“, während Robert Schadewald in einem im Jahr 1980 in „Science Digest“ veröffentlichten Profil von Johnson schreibt, dass es sich „angeblich um eine 45 Meter hohe Mauer handelt“. Auf jeden Fall hat es Tsunamis mit höheren Wellen gegeben (zum Beispiel den Megatsunami in der Lituya-Bucht), was darauf hindeutet, dass die Wände deutlich höher sein müssten! (60)

Bis heute glauben Verfechter der Flache-Erde-Theorie, dass die US-Weltraumbehörde NASA eine betrügerische Behörde ist, die der Öffentlichkeit mit gefälschten Bildern weismachen will, dass die Erde rund ist. Einer, der ebenfalls von dieser Vermutung überzeugt ist, ist der 31-jährige Nathan Thompson aus dem US-Bundesstaat Kalifornien.

Thompson glaubt, dass das Eis der Antarktis seit 1961 streng bewacht wird und dass der Schutz des Eises der wahre Grund ist für den Antarktis-Vertrag. Seine „Flat Earth and Globe Discussion Group“ auf Facebook hat mehr als 40.000 Mitglieder – Tendenz steigend.

Der 31-Jährige, der von Beruf Online-Marketingexperte ist, hat eigenen Angaben nach sein ganzes Leben lang geglaubt, dass die Erde rund sei – dann wurde er im Internet vom Gegenteil überzeugt.

Mittlerweile sieht er sich als Wissender und tingelt durchs Land, um seine Erkenntnisse zu verbreiten.

In den Sozialen Medien steigt die Zahl der Anhänger der Flache-Erde-Theorie seit Jahren sprunghaft an. Flat Earth Stationary ist mit 220.000 Anhängern die größte Gruppe auf Facebook. Der Flat Earth Society, die 193.000 Fans hat, haben sich auch schon zahlreiche Prominente angeschlossen.

Mittlerweile existieren mehr als ein halbes Dutzend Theorien, die von einem erschreckend hohen Prozentsatz der Bevölkerung geglaubt werden – und das trotz zahlreicher wirklich überzeugender Hinweise, dass die Erde, wie auch alle anderen Planeten im Universum, eine Kugel ist.

Mond- und Sonnenaufgang sind für Flat Earther lediglich eine optische Täuschung. Demnach wandern Sonne und Mond in einer Kuppel hin und her, wobei die Sonne mit einem Durchmesser von lediglich 60 Kilometer in 5.000 Kilometern Höhe ähnlich wie ein Scheinwerfer jeweils nur einen kleinen Ausschnitt der Erdoberfläche beleuchtet.

Diese Theorie macht es kritisch denkenden Menschen in der Tat nicht leicht, tatsächliche Verschwörungen gegen die Menschheit zu entlarven. Aber vielleicht ist das ja so gewollt, Menschen durch die Verbreitung von unterschiedlichen Randtheorien bewusst zu verwirren. (Verbreitung der Flache-Erde-Theorie als Strategie der Diskreditierung kritischer Meinungsäußerung (Videos))

Erwischt! Amazon deckt Betrug in Rezensionen und korrigiert den Fehler: Antarktis – Hinter der Eiswand

Das Buch „Antarktis: Hinter der Eiswand“ erschien am 22. Mai 2024 (hier bei Amazon erhältlich).

Hier das Inhaltsverzeichnis:

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 4

1. Antike Landkarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 11

2. Forschungseinrichtungen und der Antarktisvertrag. . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 27

3. Was verbirgt sich im Wostoksee? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 41

4. Internet-Funde und seltsame Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 49

5. Die „massive“ Anomalie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 81

6. Die Pyramiden der Antarktis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 87

7. Antarktis: Atlantis im „ewigen“ Eis? Polare Lokalisierung . . . . . . . . . . . . . S. 97

8. KI-Fälschungen: Expeditionen, Artefakte und die Eiswand. . . . . . . . . . . . S. 100

9. Gauß-Expedition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 114

10. Zweite Deutsche Antarktisexpedition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 119

11. Neuschwabenland. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 123

12. Area 122 – die Area 51 der Antarktis?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 132

13. Fremdartig geformter Eisberg entdeckt – von HAARP oder Laser
geschnitten?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 136

14. Das geheime Weltraumprogramm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 144

15. Weltraum-Archen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 158

16. Die Erdallianz, galaktische Föderationen und die Dunkle Flotte. . . . . . . S. 166

17. Mysteriöse fliegende Lichter: Entschlüsselte britische Akten enthüllen
atemberaubende Details. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 187

18. Internationale Forscher verblüfft: Über der Antarktis öffnete sich am
28. Mai 2018 ein Stargate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 189

19. Alien-Labor unter dem Eis der Antarktis entdeckt: Wurde hier vor
Millionen von Jahren der Mensch erschaffen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 192

20. Wer sind die Whistleblower?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 195

21. Die wahre Bedeutung des Wortes Antarktis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 213

22. Gefallene Engel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 215

23. Der Navigator, der die Eiswand überwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 220

24. Die Geschichte der Frau, die in den Ländern hinter der Eiswand
geboren wurde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 237

25. Die Länder des Mars: 178 Welten unter einer Kuppel. . . . . . . . . . . . . . . . S. 241

26. Flache-Erde- und Eiswand-Theorie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 248
Fazit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 270

Die Lektorin schrieb u. A. zu dem Buch:

„Ich finde es genial. So bringst Du all die Verwirrten, die sich so vom Kurs haben abbringen lassen, wieder auf den Boden der Tatsachen, und Du schließt ja nicht aus, dass dort irgendetwas Geheimes vonstattengeht. Da haben sie dann noch etwas, woran sie festhalten können. Brilliant!“

Quellen: PublicDomain/PRAVDA TV am 13.10.2024

Der Beitrag Antarktis: Flache-Erde- und Eiswand-Theorie erschien zuerst auf .

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